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Skandinavien mit Kind und Kastenwagen - Abisko, Norrland, Jämtland

Ein Roadtrip von den Lofoten bis Mittelschweden: Natur, Abenteuer und Entschleunigung Der Norden Skandinaviens zieht uns magisch an - mit seiner rauen Schönheit, endlosen Weiten und einer Ruhe, die im Alltag so schwer zu finden ist. Unsere Weiterreise führte uns von den dramatischen Küsten der Lofoten über die karge Weite Lapplands bis zu den sanften Hügeln Mittelschwedens. Unterwegs entdeckten …

Ein Roadtrip von den Lofoten bis Mittelschweden: Natur, Abenteuer und Entschleunigung

Der Norden Skandinaviens zieht uns magisch an - mit seiner rauen Schönheit, endlosen Weiten und einer Ruhe, die im Alltag so schwer zu finden ist. Unsere Weiterreise führte uns von den dramatischen Küsten der Lofoten über die karge Weite Lapplands bis zu den sanften Hügeln Mittelschwedens. Unterwegs entdeckten wir kleine Fischerorte, majestätische Nationalparks, endlose Wälder und die wilde Tierwelt des Nordens. In diesem Reisebericht nehmen wir euch mit auf eine Etappe voller Kontraste, Begegnungen und unvergesslicher Naturerlebnisse.

Abschied von den Lofoten: Hyggelige Cafés und stille Fjorde

Beeindruckende Aussicht auf die Lofoten in Norwegen mit Bergen, klarem Himmel und einem ruhigen See im Vordergrund. Atemberaubende Landschaft in Laukvik, Norwegen, mit Blick auf ruhige Gewässer und umgebende Berge.

Diese Etappe beginnt im kleinen Fischerdorf Laukvik auf den Lofoten. Hier, abseits der Touristenströme, gönnen wir uns in einem liebevoll eingerichteten Café unseren Mittagssnack. Der Betreiber, ein Deutscher, lebt seit 2011 auf den Lofoten – ursprünglich als Karosseriebauer nach Svolvær gekommen, hat er hier sein neues Zuhause gefunden. Solche Geschichten zeigen, wie das Leben manchmal überraschende Wege nimmt. Während draußen die Sonne scheint, spüren wir die Gelassenheit des Nordens: keine Hektik, kein Trubel, nur das leise Klappern der Tassen und das sanfte Rauschen des Meeres.

Gut gestärkt fahren wir weiter entlang des Gunnførfjords, vorbei an steinigen Küsten, die zum Baden weniger einladen, aber mit ihrer rauen Schönheit faszinieren. An der Tjeldsundbru, einer markanten Brücke, legen wir einen schnellen Stopp zum Abendessen ein – heute muss es praktisch sein, denn wir wollen noch möglichst weit Richtung Schweden kommen. Die Landschaft wird immer einsamer, die Straßen leerer. Unsere kleine Maus döst zufrieden auf der Rückbank, während wir Kilometer um Kilometer Richtung Grenze rollen.

Küste bei Andøy mit felsigem Ufer, Bergen im Hintergrund und blühender Vegetation im Vordergrund.

Atemberaubende Aussicht über den Saltstraumen in Norwegen, mit blauem Himmel, Wasser und umliegender Landschaft.

Lapplands Tor: Der Abisko Nationalpark

Kurz vor der schwedischen Grenze verändert sich die Landschaft spürbar. Die Berge sind zwar noch hoch, aber weniger schroff, die Vegetation wird karger. Nur noch niedrige Büsche und kleine Bäume säumen die Straße, darüber breiten sich Moore und Wiesen aus. Wir nähern uns dem Abisko Nationalpark, einem der bekanntesten Schutzgebiete Schwedens. Die Nacht verbringen wir auf einem einfachen Parkplatz an einem See, nur 15 Minuten vom Parkeingang entfernt – die Stille hier ist wirklich beeindruckend.

Am nächsten Morgen steht eine Wanderung durch den Abisko Canyon auf dem Programm. Die Schlucht, von einem klaren, blauen Fluss durchzogen, bietet spektakuläre Fotomotive und ist ein Paradies für Naturliebhaber. Da unsere Beine noch müde von der letzten Bergtour auf den Festvågtinden sind, begnügen wir uns mit einer kleinen Runde und besuchen ein nachgebautes Sami-Camp. Die Kultur der Sami, der indigenen Ureinwohner Lapplands, ist hier allgegenwärtig und gibt der Region ihren besonderen Charakter. Zum Mittag gibt es Polarklämma und belegte Brötchen – das Restaurant ist uns schlicht zu teuer.

Eine Person mit Wanderkleidung steht vor einem Holzschild am Eingang des Kungsleden in Abisko.

Wer mehr Zeit mitbringt, kann im Abisko Nationalpark noch viel mehr entdecken: das Naturum, ein spannendes Naturkundemuseum, den berühmten Wanderweg Kungsleden, die spektakuläre Felsformation Lapporten („TorzuLappland") und – mit etwas Glück – die tanzenden Nordlichter am Himmel. Für uns bleibt es bei einer kurzen, aber eindrücklichen Stippvisite.

Eine Person mit einem großen Rucksack wandert durch eine grüne, bewaldete Landschaft in Lappland.

Durch Norrland: Wälder, Seen und die Einsamkeit des Nordens

Hinter Abisko führt uns der Weg weiter nach Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Kiruna existiert praktisch nur wegen des Eisenerzabbaus – seit über 100 Jahren wird hier eines der größten Vorkommen Europas gefördert und mit der Bahn nach Narvik in Norwegen transportiert. Die Stadt selbst ist jung, geprägt vom Bergbau und aktuell sogar dabei, sich Stück für Stück umzusiedeln, da der Untergrund durch den Abbau instabil geworden ist.

Südlich von Kiruna wird die Landschaft noch einsamer. Hunderte Kilometer fahren wir durch endlose Wälder, unterbrochen nur von kleinen Orten wie Jokkmokk oder Arvidsjaur, die mit ihren 5.000 Einwohnern schon als „groß" gelten. Die Bevölkerungsdichte liegt hier bei unter einem Einwohner pro Quadratkilometer – das merkt man deutlich. Wir übernachten irgendwo im Nirgendwo auf einem Waldweg und genießen die absolute Stille.

Am nächsten Tag geht es weiter durch die scheinbar endlose Wildnis. Zum Mittag halten wir bei „Bergmans Fisk och Vilt", einem kleinen Restaurant, das regionale Spezialitäten wie Rentierfleisch und Lachs anbietet. Mein Lachsdöner ist ein echtes Highlight: ein ganzes Filet zarter Lachs im Fladenbrot, dazu eine Pizza mit Rentierschinken – beides sehr zu empfehlen.

Kaum haben wir den Ort verlassen, steht plötzlich ein großes Rentier mit imposantem Geweih am Straßenrand. Nach stundenlanger Suche auf den Wildnisstraßen taucht das Tier ausgerechnet am Ortsausgang auf – typisch! Wir drehen um, um Fotos zu machen, doch das Rentier ist schon wieder verschwunden.

Zurück in die Zivilisation: Östersund und Lits Campingplatz

Gegen Abend erreichen wir Östersund, den Ausgangspunkt unserer Nordtour. Nach Tagen voller Regen scheint hier endlich wieder die Sonne und wir genießen ein schnelles Abendessen auf der Picknickbank am Campingplatz. Die angenehmen 20°C laden dazu ein, den Abend draußen ausklingen zu lassen.

Östersund selbst ist ein echter Geheimtipp für Schwedenreisende. Die Stadt bietet eine charmante Innenstadt mit kleinen Cafés, versteckten Innenhöfen und dem zentralen Stortorget, auf dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Das markante Rathaus mit seiner außergewöhnlichen Architektur ragt über die Stadt und ist ein Wahrzeichen Östersunds. Wer Zeit hat, sollte unbedingt einen Spaziergang durch die Gassen machen und den Blick über den Storsjön, den großen See, schweifen lassen.

Am nächsten Morgen werden wir erneut von Sonnenschein geweckt. Das Frühstück genießen wir wieder draußen, mit Blick auf den Spielplatz – sehr praktisch, denn unsere Maus ist schnell fertig und will spielen. Als sie andere Kinder im Badesee entdeckt, ist klar: Der Vormittag gehört dem Wasser. Während sie planscht, kümmern wir uns um die Versorgung des Campers und machen alles startklar für die Weiterfahrt.

Flatruet: Schwedens höchstgelegene Passstraße

Nach einem ausgiebigen Badetag brechen wir auf zur Flatruet, Schwedens höchstgelegener öffentlicher Passstraße. Der Weg dorthin ist abenteuerlich: Wir verlassen die Hauptstraße und fahren über idyllische, aber holprige Schotterpisten zwischen zwei Naturschutzgebieten hindurch. Die Landschaft wird immer offener, die Bäume weichen weiten Mooren und Wiesen. Schon eine Stunde vor unserem Ziel begegnen uns wilde Rentiere – insgesamt zählen wir 22 Tiere auf dem Weg nach oben. Die Flatruet scheint uns die Savanne Nordeuropas zu sein: Weite, karge Natur und Tiere, die frei umherziehen.

Oben auf der Passhöhe, auf knapp 1.000 Metern, erwartet uns eine grandiose Aussicht. Die Straße wurde bereits 1938 gebaut und verbindet Funäsdalen mit Ljungdalen. In der Mitte der Strecke gibt es einen großen Parkplatz, der sich perfekt für eine Übernachtung eignet. Hier oben ist der Wind oft stark, bei schlechtem Wetter kann es ungemütlich werden – doch wir haben Glück und genießen die Weite und die Nähe zu den Rentieren, die sogar bis an unseren Camper kommen.

Weitläufige Landschaft mit Schotterstraße auf dem Flatruet, einem Gebirgspass in Schweden, und einem markanten Felsblock neben einem Straßenschild.

Ein Rentier wandert durch eine weitläufige Ebene in Norwegen, im Hintergrund sind Berge und Windräder zu sehen.

Am Abend, als unsere Maus schläft, nutze ich die Gelegenheit für einen Streifzug mit Kamera und Drohne. Die Landschaft von oben ist noch beeindruckender, und die Rentiere kommen neugierig immer näher. Am nächsten Morgen holen wir noch einige Fotos am Wegmarkenschild der Flatruet nach – ein perfekter Abschluss für diesen besonderen Abschnitt der Reise. Die hatten wir uns schon am Abend vorher überlegt, so dass wir dieses Mal deutlich schneller sind und nicht wieder eine halbe Stunde brauchen wie auf dem Weg zum Nusfjord.

Särna Camping: Erholung am See

Die Fahrt geht weiter über noch mehr Schotterpisten nach Funäsdalen, wo wir beim Bäcker einen Mittagstopp einlegen. Nach halbstündiger Fahrt durch die Wildnis taucht plötzlich wieder ein belebter Touristenort mit Skigebiet und Gondelbahn auf – ein überraschender Kontrast.

Von hier aus folgen wir einer asphaltierten Straße mit weiteren Rentiersichtungen zum Fulufjället Nationalpark. Doch zunächst gönnen wir uns eine Pause auf dem Särna Campingplatz. Der Platz liegt direkt am See, bietet Badestrände, große Flächen, einen Spielplatz und ein Restaurant – nicht umsonst gilt er als einer der schönsten Campingplätze Schwedens. Während Anne den traditionellen Campingkuchen backt, verbringen unsere Maus und ich den Nachmittag auf dem Spielplatz in der Sonne. Kaum ist der Kuchen fertig, treffen die ersten Regenwolken ein – Zeit, es sich im Camper gemütlich zu machen.

Särna selbst bietet neben dem Campingplatz ein kleines Freilichtmuseum, eine alte und eine neue Kirche sowie eine spektakuläre Fußgängerbrücke über den See. Wer Glück hat, kann hier sogar Watercross-Wettbewerbe beobachten – Motorschlitten, die übers Wasser fahren, ein kurioser schwedischer Sport.

Fulufjället Nationalpark: Wanderung zum Njupeskär Wasserfall

Am nächsten Morgen regnet es wie angekündigt. Trotzdem machen wir uns auf den Weg zum Fulufjället Nationalpark, den wir eigentlich schon im Mai besuchen wollten, damals aber wegen Schnee ausgelassen hatten. Jetzt liegt er fast direkt auf unserem Rückweg – die Gelegenheit nutzen wir. Während wir uns umziehen, beginnt leider mal wieder der Regen. Es scheint so, als wäre unsere Wanderung zum Njupesskär Wasserfall auch von Regen begleitet.

Die Wanderung zum Njupeskär Wasserfall führt durch einen märchenhaften Wald, über Holzstege und zuletzt einen steilen Hang hinab in die Schlucht. Unsere Maus sitzt anfangs noch im Tragegestell, doch spätestens am Wasserfall will sie selbst laufen und alles erkunden. Der Njupeskär ist mit 93 Metern der höchste Wasserfall Schwedens und stürzt beeindruckend in die Tiefe. Der Rückweg führt über weitere Stege und Treppen, was unserer Maus besonders gefällt – jede Treppe muss selbst erklommen werden. Für die vier Kilometer lange Runde brauchen wir fast zwei Stunden, genießen aber eine entspannte Wanderung trotz Dauerregen. Wasserfallwanderungen fallen in diesem Urlaub wohl immer ins Wasser.

Ein Wanderer mit einem grünen Rucksack-Cover steht vor einer Informationstafel im Skuleskogen Nationalpark bei nebligem Wetter. Im Hintergrund ist ein Wasserfall zu sehen. Vater und Kind in Regenkleidung auf einem Holzweg vor dem Njupeskär-Wasserfall in Schweden. Hoch aufragender Wasserfall Njupeskär in einer felsigen Schlucht in Schweden.

Im kleinen Restaurant am Parkplatz wärmen wir uns mit Kaffee und Waffeln auf – die klassische schwedische Fika darf auch bei schlechtem Wetter nicht fehlen. Seit wir heute morgen am Campingplatz aufgebrochen sind, hat es ununterbrochen geregnet. Es scheint, als hätte sich hier im Süden von Schweden — wir sind wieder fast auf Höhe von Leksand — nichts geändert. Im Gespräch mit anderen Campern erfahren wir, dass der Regen in Südschweden in den letzten Tagen allgegenwärtig war. Da war unsere Planänderung in den Norden wohl goldrichtig!

Endspurt Richtung Süden: Regen, Wälder und die letzten Kilometer

Nach der Wanderung ist unsere Maus so müde, dass sie sofort einschläft. Wir fahren weiter auf dem „spannenden" Inlandsvägen – mehr Bäume, mehr Geradeaus, Tempo 90. Der Verkehr nimmt langsam wieder zu, Autos begegnen uns jetzt alle halbe Minute statt nur alle Viertelstunde.

Kurz vor 22 Uhr erreichen wir Åmål und suchen uns einen Platz für die Nacht. Es regnet immer noch ununterbrochen, aber wir haben das Gefühl, den größten Teil des Rückwegs geschafft zu haben. Nur noch gut fünf Stunden Fahrt trennen uns von unserem Zuhause.


Diese Etappe unseres Roadtrips war geprägt von der Weite und Einsamkeit des Nordens, von wilden Tieren, karger Schönheit und herzlichen Begegnungen. Die Lofoten, Lappland und Mittelschweden haben uns einmal mehr gezeigt, wie vielfältig und faszinierend Skandinavien ist – und wie wohltuend es sein kann, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen und sich auf das Abenteuer einzulassen. Wer die Natur liebt, wird hier oben sein Glück finden – selbst (odergerade) wenn es mal wieder regnet.

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