Skandinavien mit Kind und Kastenwagen - Mistwetter, Örebro, Leksand

Veröffentlicht am 6. August 2023 • 15 Min. Lesezeit • 3.045 Wörter
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Skandinavien mit Kind und Kastenwagen - Mistwetter, Örebro, Leksand

Abfahrt

Es ist endlich so weit, der Sommerurlaub steht vor der Tür. Sollte man zumindest meinen. Seit etwa einer Woche vor unserer geplanten Abfahrt ist jetzt schon Regen und Sturm für fast ganz Skandinavien angesagt. Das ist natürlich schlecht, wenn man in Dänemark wohnt und nach Schweden und Norwegen will. Da hilft selbst zu Hause bleiben nur begrenzt. Wir haben also einen Mittelweg gewählt und unseren Aufbruch in den Norden um einen Tag nach hinten verschoben. Statt wie geplant am Samstag sind wir nun also am Sonntag gestartet. Das hat uns erheblich mehr Zeit zum Sachen packen und Route überdenken gegeben. Außerdem sind wir alle durch den geringeren Zeitdruck deutlich mehr entspannt.

So ist auch der eigentliche Abreisetag doch deutlich entspannter verlaufen als gewohnt. Das Packen von unserem Dumbo verlief völlig ohne Hektik und in nur einer Stunde waren wir dann tatsächlich auch abfahrbereit. Das sollten wir wohl öfter so machen. Auch unsere Maus ist happy. Nach nur 2 Minuten gibt es den ersten Stopp auf unserer Reise — an einem Bäcker bei uns um die Ecke. Hier besorgen wir einige Kleinigkeiten für unser Mittagessen und nach einem halben Pølsehorn (ohne Pølse versteht sich) kann man sich in die Ecke kuscheln und gemütlich einschlafen.

Damit können wir also gleich erstmal eine längere Strecke zurücklegen. Nach langem Hin und Her haben wir uns als ersten Stop Ulricehamn rausgesucht. Dieses kleine Städtchen liegt auf dem Weg zwischen den beiden großen Seen Vänern und Vättern und hat einige Wohnmobilstellplätze sowie Wasser Ver- und Entsorgung zu bieten.

Nach nur einer knappen Stunde Fahrt beginnt dann auch der angekündigte Regen. Bis zum nächesten Morgen wird es nun fast ununterbrochen regnen. Der einzige Plan für heute ist also nur noch Wasser auffüllen an der Circle-K Tankstelle (jede Tankstelle dieser Kette bietet in Schweden Frischwasser an) in Ulricehamn. Gleich gegenüber entdecken wir einen großen Supermarkt, auf dessen Parkplatz wir kurzerhand beschließen zu übernachten. Bei der Ortsduchfahrt durch Ulricehamn hatten wir bereits gesehen, dass unser eigentlich geplanter Stellplatz wegen einer Veranstaltung gesperrt ist.

Ulricehamn

In die Stadt fahren wir also am nächsten Morgen nach einem späten Frühstück. Da kann die Maus sich auch endlich auf dem herrlichen Spielplatz austoben. Der Stellplatz direkt am See hätte wirklich eine tolle Aussicht gehabt — bei dem Regen gestern hätten wir aber ohnehin nichts davon gehabt. Der Spielplatz hat wirklich Spielgeräte für jedes Alter bis hin zu Turngeräten für Erwachsene auf einem Areal, das bald ein Fußballfeld stellen könnte.


Zum Mittagessen suchen wir uns in der Nähe in der Fußgängerzone ein kleines Café aus. Hier gibt es für die Maus die Kinderportion „Wurst mit Brot” für 20 schwedische Kronen (SEK), umgerechnet aktuell 1,72€. Als die Bedienung dann unser Essen bringt staunen wir nicht schlecht. Für das Geld bekommt man hier wirklich ein Milchbrötchen, zwei Würstchen, eine Schale Gurken und eine Schale Erdbeeren! Die Maus ist ganz begeistert, sortiert das Würstchen aus und belegt sich das Brötchen mit Gurke. So wird also ein Gurkenbrötchen genossen, während Mama und Papa sich verwirrt angucken: Was ist jetzt mit den Würstchen? Und seit wann isst unser Kind Gurkenbrötchen?!

Am Ende kann man natürlich noch die Chips von Mamas und Papas Teller klauen und in Ketchup dippen. Was Salsa ist, müssen wir dann wohl auch nicht mehr erklären. Man kann übrigens auch Erdbeeren in Ketchup dippen. So ganz begeistert ist die Maus dann aber wohl doch nicht von der Idee.

Da für morgen und übermorgen nochmal einiges an Regen angesagt ist, fahren wir nun weiter in Richtung Örebro. Das ist nochmal eine größere Stadt bevor weiter im Norden wohl die Besiedlung deutlich dünner wird und dafür mehr Natur zu finden sein sollte.

Örebro: Osets und Rynningeviken

In Örebro halten wir am Parkplatz vom Naturens Hus direkt am Eingang zum Naturreservat Osets und Rynningeviken. Die Pfützen auf dem Platz bieten unserer Maus mal wieder die besten Voraussetzungen für ausgiebige Planschspiele. Nachdem das Abendessen vertilgt ist und sich unser Spatz ins Bett verzieht, begebe ich mich mal wieder alleine auf eine kurze Entdeckungstour.


Die berühmten Infotafeln verraten uns auch hier, wo wir hier eigentlich mal wieder gelandet sind. Das Gebiet des Naturreservats besteht vollständig aus zurückgewonnener Natur. Zuvor waren hier eine Mülldeponie und ein Ölterminal. Beides wurde stillgelegt und zurückentwickelt, so dass es hier nun eine Oase für Flora und Fauna gibt. Ein kleinerer Teil des Gebiets ist als Vogelbrutbereich nochmal extra abgesperrt. Nur hier ist der Zutritt und der Drohnenflug verboten, verrät das Internet. Das heißt natürlich auch, dass im restlichen Gebiet die Drohne durchaus uns die Schönheit hier von oben zeigen darf. Kurz darauf kann ich bereits den See mit den Schilfbereichen überblicken. Nur ein Haken hat diese Sache. Offenbar haben wir vergessen die Speicherkarte für die Drohne auch mitzunehmen. Ich bin also beschränkt auf 1 Minute und 55 Sekunden Videoaufnahmen insgesamt. Mehr gibt der interne Speicher der Drohne nicht her.


Eine interessante Begegnung und tatsächlich die erste direkte Ansprache auf unsere Drohne bekomme ich noch direkt vor Ort von einem Einheimischen. Er ist überrascht, dass diese Drohne so leise ist. Und ich hatte schon damit gerechnet, dass ich mich hier rechtfertigen muss, warum ich im Naturreservat mit einer Drohne fliege… Naja, weil es erlaubt ist… Aber gut. In der Tat ist unsere Drohne eher klein und leise. Das hat viele Vorteile und ein wesentlicher ist natürlich, dass man weniger auffällt und weniger stört. Diese Mission war dann wohl erfolgreich.



Örebro: Biltema und Shopping

Am nächsten Morgen regnet es dann leider doch ausschließlich. Entsprechend setzen wir unser geplantes Regenprogramm fort. Biltema ist eine Kette in Schweden, die alles rund ums Auto verkauft. Hier versuchen wir noch etwas Zubehör für unseren Dumbo zu bekommen. Leider verläuft dies eher erfolglos. Außer einer Halterung für eine unserer Kameras und mehr Spielzeug für die Maus kommen wir hier nicht weiter. Dafür machen wir danach im ICA Maxi Supermarkt noch einen Großeinkauf. Ein paar Vorräte sind noch aufzufüllen. Dabei entdeckt unsere Maus den Spaß am Einkaufen. Mit einem dieser Spieleinkaufswägen mit Autoelement vorne dran düsen wir also einem Autoscooter gleich durch die Regalgassen, stoppen an geeigneter Stelle, lassen uns von unserer Maus die gewünschten Produkte einladen und schon düst der Tross wieder weiter.

Leksand Bakeri

Unser nächster Halt soll nun in Leksand sein, dem Heimatort von dem Knäckebrot, das wir doch recht gerne und häufig essen. Um unserer Maus die Fahrt zu verkürzen wird daher kurzerhand die Geschicht von dem Elch Erwin, der im Regen stand erfunden. (Künstliche Intelligenz von chatgpt hat uns dabei freundlich unterstützt.) Hier für euch auch noch einmal zum Nachlesen:

Es war einmal ein kleiner Elch namens Erwin. Er war noch ziemlich jung, nur zwei Jahre alt, und lebte in einem wunderschönen Wald. Erwin hatte ein weiches, braunes Fell und große, freundliche Augen.

An einem regnerischen Tag entschied sich Erwin, einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Doch als er gerade losgehen wollte, fing es stark an zu regnen. Erwin zögerte, aber sein Abenteuergeist ließ ihn nicht zurückschrecken. Also schnappte er sich seinen Regenschirm, der extra für Elche gemacht war, und machte sich auf den Weg.

Der Regen prasselte auf Erwins Regenschirm nieder, aber er fand es lustig. Jeder Tropfen klang wie eine kleine Melodie, die ihn begleitete. Erwin tanzte im Regen und hüpfte freudig von einer Pfütze zur nächsten. Er war so glücklich, dass er das schlechte Wetter vergaß.

Während Erwin fröhlich umhertollte, bemerkte er plötzlich ein kleines Eichhörnchen, das traurig unter einem Baum saß. Es schien den Regen nicht so sehr zu mögen wie Erwin. Erwin blieb stehen und schaute das Eichhörnchen mitfühlend an.

“Hey, kleiner Freund, warum bist du so traurig?”, fragte Erwin einfühlsam.

Das Eichhörnchen sah zu Erwin auf und seufzte. “Ich habe Angst vor dem Regen. Ich kann nicht spielen oder herumtollen wie du. Es macht mich nass und kalt.”

Erwin lächelte und streckte dem Eichhörnchen seinen Regenschirm entgegen. “Hier, du kannst meinen Regenschirm haben. Dann bleibst du trocken und kannst trotzdem Spaß im Regen haben.”

Das Eichhörnchen sah Erwin dankbar an und nahm den Regenschirm. Es begann zu lachen und tanzte nun gemeinsam mit Erwin im Regen. Die beiden Freunde hatten eine wunderbare Zeit und das Eichhörnchen merkte, dass der Regen gar nicht so schlimm war, solange man gute Gesellschaft hatte.

Nach einer Weile hörte der Regen auf und die Sonne kam heraus. Erwin und das Eichhörnchen genossen den Anblick des Regenbogens am Himmel und wussten, dass sie eine besondere Freundschaft entwickelt hatten. Sie versprachen sich, immer füreinander da zu sein, egal ob es regnete oder die Sonne schien.

Und so endete die Geschichte von Erwin dem Elch, der im Regen stand. Erwin und das Eichhörnchen wurden beste Freunde und erlebten viele weitere Abenteuer zusammen, sowohl bei Sonnenschein als auch bei Regen. {.blockquote}

Kaum sind Erwin und das Eichhörnchen glücklich, sind wir auch schon auf dem Parkplatz vom Fabriksverkauf in Leksand angekommen. Im Laden gibt es wirklich die verschiedensten Dinge mit, aus und rund um Knäckebrot. Am meisten können wir uns ja für die Knäckebrotpizza begeistern. Auf die Idee sind wir auch noch nicht gekommen, aus Knäckebrot Pizza zu machen. Etwas komisch geguckt hatten wir ja schon auf dem Parkplatz, als uns Leute mit vier Umzugskisten voll Knäckebrot entgegen kamen. Wer soll das denn alles essen? In dem Laden verstehen wir dann aber doch recht schnell selbst. Der Preis ist unschlagbar. Für ca. 10% des Originalpreises nehmen wir also auch einen 5kg Karton mit Knäckebrot — aber immerhin nur einen und nicht vier…




In der Knäckeria, dem kleinen, einfachen Café nebenan probieren wir dann auch gleich noch ein Stück Knäckepizza. Die ist überraschend gut. Der Boden hat dabei definitiv mal seinen Eigengeschmack.



Leksand

Angekommen in Leksand parken wir direkt im Ort und gleich neben dem Spielplatz. Die Maus ist begeistert und so vertreiben wir uns noch fast eine Stunde die Zeit auf dem Spielplatz, bis die Mama unser schwedisches Köttbullar Abendessen fertig hat. Einziges Manko an diesem Platz: Durch den ganzen Regen der letzten Tage wurden anscheinend einige der Spielgeräte so unterspült, dass nun die Schaukel nicht mehr benutzbar ist. Das ist zumindest für unsere Maus ein größeres Problem.

Naturum Dalarna

Von Leksand aus starten wir am nächsten Tag einen Ausflug zum Naturum Dalarna. Das ist ein Aussichtsturm mit einer kleinen Ausstellung zur Natur vor Ort im Nachbarort. Hier gehen wir den kindergerechten Humlebumle Weg durch den Wald, staunen über Figuren von Dachs, Hase, Eichhörnchen und co. und testen am Ende noch wie sich unsere Weitsprungleistungen mit den verschiedenen Tieren messen können.


Danach geht es hoch auf den Aussichtsturm. Während Anne bequem den Fahrstuhl nehmen kann, besteht die Maus darauf, mit mir die Treppen hochzugehen auf den 32 Meter hohen Turm. Tragen soll ich sie natürlich auch noch. Von oben hat man dann aber doch eine herrliche Aussicht über den Siljansee und den Wald drumherum. Überhaupt scheint hier die Region nur aus Wäldern und Seen zu bestehen.


So viel Wald haben wir zuletzt wohl nur in Kanada gesehen. Wieder unten in der Ausstellung gibt es noch mehr ausgestopfte Tiere zu bestaunen. Hier gibt es auch den ersten Elch für diesen Urlaub zu sehen und einiges spannendes über die Natur zu erfahren. Unserer Maus macht es auf jeden Fall Spaß die verschiedenen Dinge zu entdecken. Anschließend genießen wir bei Buffils Anna Kaffeestuga dann unseren Vormittag ohne Regen mit Waffeln. So fühlt sich also Urlaub an. Haben wir ihn doch noch gefunden.




Pünktlich als wir zurück am Auto sind, beginnt also auf ein Neues der Regen.

Leksand mit Regen

Zurück in Leksand nutzen wir die Regenpausen, um nochmal einkaufen zu gehen. Schließlich fehlt uns noch immer eine Speicherkarte und — oh Schreck — der Kaffee ist uns ausgegangen. Unterwegs ist unsere Maus auf einen Schlag total elektrisch und will in ihrem Wagen keinen Meter mehr weitergeschoben werden. Wir müssen jetzt hier unbedingt: … ja, was? Keine Ahnung? Eben sind wir an einem Spielzeugladen vorbeigekommen. Doch nicht etwa noch mehr…? Die Maus ruft nochmal: Wagen! Wir sehen uns kurz irritiert an, dann verstehen wir, wo wir gestoppt haben. Am Parkplatz von einem Supermarkt. Dort sind Einkaufswägen zu sehen. Sie will nochmal mit so einem Autoeinkaufswagen fahren! Kein Problem, den Kaffee brauchen wir ja ohnehin noch. Ein paar Läden weiter können wir dann auch der Drohne eine neue Speicherkarte gönnen. Jetzt fehlt also nur noch besseres Wetter.

Als Belohnung gönnen wir uns noch eine heiße Schokolade in einem Café in Leksand und begeben uns danach zurück zu unserem Übernachtungsplatz. Heute bleiben wir einfach nochmal neben dem gleichen Spielplatz in Leksand wie schon letzte Nacht.

Styggforsen

Am nächsten Morgen hat der Regen endlich nachgelassen und wir werden von einem angenehm grauen Himmel begrüßt. Ja — grau ist gut. Die Tage zuvor war der Himmel nämlich immer nur schwarz und voller Regenwolken. Heute kann man fast schon blaue Lücken erahnen — mit etwas Optimismus zumindest. Daher wollen wir heute zum Styggforsen fahren. Ein Wasserfall ganz in der Nähe mit einer Kaffeestuga zur Einkehr danach.



In 1.7km geht es gemütlich um den Wasserfall. Man hat einen Superblick bereits nach knapp der Hälfte der Strecke und kann anschließend auf einer Brücke über den Wasserfall gehen. Anschließend geht der Weg am Hang weiter hinab ins Tal zum eigentlichen Wasserlauf, wo wir noch die Gesteinsformation Getryggen bewundern. Hier haben sich Kalkschichten, die normalerweise parallel zum Boden verlaufen, fast waagerecht aufgerichtet. Ein ortskundiger Wanderer erklärt uns, dass dies die Folge eines Meteoriteneinschlags gewesen ist und deswegen besonders ist.




Nach der kurzen Runde sind wir schnell zurück an der Kaffeestuga und genießen mal wieder eine typisch schwedische Fika — Kaffee mit Waffeln und Gesellschaft (und einem Trinkpäckchen). Als wir damit fertig sind, beschließt unsere Maus, dass sie nun auch selbst noch wandern will. Mit Fotokamera! Also gehen wir mal wieder zurück ans Auto, besorgen die gewünschte Spielzeugkamera und starten auf ein Neues zu der Wanderung. Naiv wie ich bin, hatte ich ja gehofft, es reicht, wenn wir bis zu dem ersten Bach, den wir gesehen hatten, zurückgehen. Das waren nur 200 Meter. Schließlich möchte die Maus auch Fotos vom Wasser machen. Schnell ist aber klar, dass ich mich damit getäuscht habe, und wir machen bestimmt die Hälfte von der eigentlichen Wanderung noch einmal. Als uns unterwegs andere Wanderer (ich tippe mal aus der Schweiz?) darauf hinweisen, dass es hier Walderdbeeren und Blaubeeren gibt, wird die Maus hellhörig. Und keine 5 Minuten später ist Anne im Wald verschwunden und kommt mit zwei Händen voll Blaubeeren zurück. Die werden dann auch gleich wortwörtlich aus der Hand gefressen. So macht man sich schließlich nicht die Hände dreckig.




Erst nach diesem zweiten Ausflug fahren wir weiter. Der nächste geplante Stopp ist dann in Mora.

Planänderung

Tja… So war der Plan. Nach dieser spektakulären und aufregenden Wanderung mit Rast ist unsere Maus so erschöpft, dass sie kurz nach dem Start schon wieder eingeschlafen ist. Während wir also unsere schlafende Maus durch den Regen kutschieren, beratschlagen wir auf ein Neues, was wir in den nächsten Tagen so machen wollen. Und nach kurzem Hin und Her, sind wir uns einig, dass wir den Regen leid sind und unser Glück weiter nördlich in Richtung Östersund und danach bei den Lofoten probieren wollen. Das ist zwar eine ganz schöne Fahrtstrecke, fast 14 Stunden Fahrzeit und das auf dem kürzesten Weg, aber das Wetter scheint weiter im Norden viel besser zu sein.

Exkurs zu Unwetter Hans

Um etwas klarer zu veranschaulichen, warum wir nun unsere Reiseroute völlig über Bord werfen und was wir mit Regen meinen, einmal ein paar Fakten und Nachrichtenberichte. In den letzten 4 Tagen hat es an einzelnen Tagen bis zu 80l Regen pro m² gegeben. Etwa 82l sind der normale Durchschnitt für den gesamten August in Schweden. Mancherorts waren es sogar bis zu 100l pro Tag. Entsprechend nass ist das gesamte Land. In Göteborg — das hatten wir zwischenzeitlich auch als Ausweichziel auf dem Plan — steht das Hafengelände 70cm unter Wasser. Hier war eigentlich gar keine Unwetterwarnung abgegeben worden.



Teile der Straßen, die wir fahren wollten, sind wegen Überschwemmungen gesperrt, und das bekannte Skigebiet Åre wurde regelrecht verwüstet von den Wassermassen.



Wir haben uns daher auf keinen Campingplatz getraut. Jeder Wiese waren wir misstrauisch gegenüber, ob wir uns nicht doch festfahren würden. Auch am Styggforsen hat man an den aktuellen Wassermassen deutlich gesehen, wie viel Regen es in dieser Gegend gegeben hat. Auch wenn wir das gröbste Unwetter dank intensiver Nachrichtenrecherche und Verfolgung der Hinweise und Warnungen des schwedischen meteorologischen Instituts vermieden haben, macht das Reisen so doch nur begrenzt Spaß. Das Wetter ist einfach nicht mit unseren Lieblingsaktivitäten wie Wandern, Fotografieren oder Spielplatzbesuchen kompatibel.

Sveg

Also fahren wir gar nicht erst nach Mora rein, sondern biegen im Kreisverkehr am Ortseingang gleich wieder ab, weiter in Richtung Norden nach Östersund. Und damit setzt diese Reise ihren Weg fort. Was begann mit einem verschobenen Start wegen schlechten Wetters, artet nun zu einer völlig spontanen Entdeckungstour durch Skandinaviens Norden aus.

Während unsere Maus weiter schläft und noch nichts von ihrem Schicksal ahnt, fahren wir mit Dumbo durch endlose Wälder und stellen fest, dass mit der Zeit die Straße immer öfter auch bergauf und bergab führt. Das Gelände wird hügeliger und so langsam kommt bei uns echte Reisestimmung auf. Mehrfach vergleichen wir die Landschaft mit ihren riesigen Tannenwäldern auf kleineren Hügeln mit Kanada. Nicht nur liegt es geographisch etwa auf gleicher Höhe. Auch dort sind wir stundenlang durch endlose Wälder gefahren — genauso, wie nun hier. Wo kein Wald am Straßenrand ist, wird er von einem der unzähligen Seen unterbrochen. Die Tourismuswebseite der Region Jämtland, dort befinden wir uns nun, behauptet, dass es alleine in dieser schwedischen Provinz ca. 17000 Seen gibt. Auch ist die Landschaft vollständig anders als in Norwegen. Obwohl es Luflinie stellenweise nur 100-200km sind, erinnert uns das hier so gar nicht an Norwegen und ist anders als wir wohl erwartet hatten.

Die gesamte Strecke bis Östersund ist uns für heute Nachmittag noch zu weit, so dass wir in etwa der Mitte unseren nächsten Übernachtungsstopp in Sveg einlegen. Sveg ist ein verschlafenes Nest mit knapp 2600 Einwohnern, sehr vielen verlassenen Häusern und als einziger Wirtschaftszweig existiert hier nur die Holzverarbeitung — keine große Überraschung. Es ist auch der erste „größere“ Ort, seit Orsa, was wiederum kurz hinter Mora liegt. Dazwischen liegen über 100km Straße durch den Wald. Historischen Wert hat der Ort dennoch. Immerhin ist Henning Mankell hier wohl aufgewachsen und zeigt, dass Herkunft wohl definitiv nicht ausschließlich über die Zukunft zu entscheiden hat.