Es ist mal wieder wie immer. Wir haben viel zu spät angefangen unseren Kurztripp über Ostern vorzubereiten und so sind wir erst kurz nach 11 Uhr losgekommen. Gründonnerstag ist in Dänemark bereits ein Feiertag und eigentlich wollten wir schon am Vorabend los. Aber naja… Dafür sind wir letztendlich besser vorbereitet als auf unseren letzten Eskapaden. Dieses Mal ist die Gasflasche bereits frisch gefüllt, die Funktion geprüft, 20l Wasser im Tank und auch sonst ist das Auto gut gefüllt mit allem, was man die ersten zwei bis drei Tage so gebrauchen kann. Dem Urlaub steht nun also nichts mehr im Weg.
Unser Spatz hat direkt nach der Abfahrt noch ein Stück Zwieback angereicht bekommen. Das ist jedoch schon vor der Öresundbrücke aus der Hand gefallen und die Maus in ein gesundes Nickerchen weggedöst. Zeit also, dass Mama und Papa ein paar Kilometer schrubben. Mal schauen wie weit wir kommen.
Eigentlich wollten wir nur bis zum Tjolohölms Slot fahren und uns dort das Schloss ansehen. Wir hätten dort dann auch übernachten können. Bei immer wiederkehrendem Regen und dichter Nebelsuppe hielt sich unsere Lust und Laune auf Spaziergänge in Schlossgärten allerdings in Grenzen. Also sind wir gleich durchgebraust zu unserem Plan B Stellplatz am Hafen von Lerkil. Häfen von Klein- und Sportbooten heißen in Schweden Gästehamn und haben manchmal auch Wohnmobil Stellplätze. So auch dieser hier in Lerkil mit Plätzen direkt am Wasser und toller Aussicht auf den Nebel!
Die Verständigung in Schweden gelingt uns schon wie letztes Mal nur eher mäßig. Während wir vor der Einfahrt zum Stellplatz stehen, kommt gleich ein pflichtbewusster Mitarbeiter angelaufen und versucht uns mit Händen und Füßen etwas auf Schwedisch zu erklären. Nach reichlicher Diskussion ist Anne noch der festen Überzeugung, dass das auch kein Schwedisch war. In jedem Fall haben wir nur Bahnhof verstanden und man weiß sich nicht anders zu behelfen, als seinen Chef anzurufen, der dann auch Englisch kann. Angeblich sind sich Dänisch und Schwedisch ja hinreichend ähnlich, dass Dänen und Schweden sich untereinander verstehen würden. Für uns sind das aber wirklich nur böhmische Dörfer.
Das Wasser für unser Auto bekommen wir im Handumdrehen, Strom gibt es auch und während wir unser Abendessen vorbereiten, sind wir das einzige Mobil auf dem gesamten Platz. Erst später am Abend gesellen sich noch zwei weitere Fahrzeuge dazu. Platz ist reichlich vorhanden.
Vor dem Essen hüpfen wir mit der Maus noch etwas über die Felsen an der Küste und machen es uns dann bei Tortellini mit Tomatensoße gemütlich.
Die Route von unserem ersten Tag könnt ihr hier sehen.
Heute morgen haben wir es endlich mal geschafft, etwas schneller in den Tag zu starten. Wir sind mit dem Abwasch nach dem Frühstück schon fast fertig, als sich langsam die ersten Lebenszeichen aus den beiden anderen Mobilen melden. Somit sind wir schon kurz nach 10 startklar für unsere Wanderung durch das Särö Västerskog Naturreservat.
Das Naturschutzgebiet haben wir zufällig auf Google Maps gefunden und eine Wanderkarte am Eingang zeigt, dass es zwei verschiedene ausgewiesene Routen (gelb mit 1.5km und blau mit 3km) gibt. Wir wollen zuerst dem gelben Weg folgen zu dem Aussichtspunkt und dann über einen kleinen Pfad zu dem blauen Weg wechseln.
Es geht auf leicht matschigen Pfaden durch einen tollen, urigen Märchenwald und hinauf zu dem Aussichtspunkt.
Von hier lässt sich die Küstenlandschaft mit den kleinen felsigen Inseln gut bewundern.
Es geht weiter über Holzstege und sehr viel felsige Küste um das Naturreservat herum. Immer wieder bekommt man eine tolle Aussicht auf die Gegend geboten.
Wir waren ja einerseits etwas unentschlossen und andererseits auch unsicher, wie weit wir in der kurzen Zeit denn eigentlich von zu Hause wegkommen können. Fjällbacka hatten wir uns als ein realistisches Ziel gesetzt — und siehe da, wir haben es auch geschafft.
Die Suche nach einem Parkplatz für unseren Dumbo hat leider etwas gedauert. Genauer: Wir wussten, welchen Parkplatz wir bevorzugen. Der war allerdings vollständig belegt. Der erste freie Platz sehr schräg am Hang gelegen und so haben wir eine ganze Weile warten und nochmal umparken müssen, bis wir endlich halbwegs gerade einen Platz mit toller Aussicht ergattern konnten.
Während die Maus sich ins Bett verkriecht, ist Papa nochmal alleine losgezogen, um den Sonnenuntergang in diesem fantastischen Hafenstädtchen einzufangen. Wirklich malerisch, wenn die Sonne den Ort so einhüllt.
Die Route von unserem zweiten Tag könnt ihr hier sehen.
Am nächsten Morgen starten wir früh, wir haben ein volles Programm heute. Wir starten mit einer kleinen Wanderung durch die Kungsklyftan, auf den Berg im Ort und den Drehort zu Ronja Räubertochter, und danach geht es weiter auf eine Bootstour durch das Fjällbacka Archipel.
Während des Aufstiegs sind wir fast alleine. Nur hinter uns lässt sich irgendwann ein weiteres Paar entdecken.
Irgendwie schon gruselig unter diesen riesigen eingeklemmten Steinen daherzuspazieren.
Oben auf dem Berg hat man erwartungsgemäß eine super Aussicht über den gesamten Ort und auch die Schärenküstenregion davor. Unsere Maus nutzt die Gelegenheit, um bei bester Aussicht ein paar Laufübungsrunden zu drehen. Da lohnt sich jeder Schritt doch gleich noch mehr. Kurz bevor wir uns wieder an den Abstieg machen, tauchen immer mehr andere Wanderer hier auf. Wir waren wohl gerade noch rechtzeitig, um diesen tollen Ort ganz für uns zu haben.
Direkt nach einem kurzen Mittagsimbiss am Hafen startet unsere Tour mit dem Boot hinaus in das Archipel vor Fjällbacka. Es kutschiert uns ein Franzose (glauben wir zumindest), an Bord sind eine Dänin, eine Französin, zwei in Dänemark lebende Spanier und wir. Multikulti ist wohl auch hier angesagt.
Ursprünglich wohnten auf diesen kleinen Inselchen viele sehr arme Leute, vornehmlich Fischer. Der Fisch wurde in großen gelben Fischmagazinen gesammelt und dort dann von den großen Segelbooten abgeholt und in andere Länder transportiert.
Heute sind die meisten Häuser aber zu teuren Sommerhäusern umfunktioniert. Viele kosten etwa eine bis anderthalb Millionen Euro.
So kommt es, dass natürlich auch die schwedische Prominenz hier ihre Anwesen hat. Der Hollywood-Star Ingrid Bergmann zum Beispiel oder ein schwedischer Fußballspieler.
Es ist schon erstaunlich, wie sich hinter jeder Felskante eine neue Insel zeigt und einen neuen Blickwinkel auf die Landschaft erlaubt. Ein ganzes Stück weiter draußen liegen noch die Wetterinseln, der westlichste Punkt Schwedens. Die können wir nur aus der Ferne sehen. In Zeiten vor der Erfindung von digitalen Seekarten und GPS haben die großen Segelboote wohl immer einen Lotsen von den Wetterinseln an Bord genommen, um sich durch die Schärenküste navigieren zu lassen. Dort muss es wohl noch gelassener zugehen.
Leider konnten wir nicht noch eine Nacht in Fjällbacka bleiben. Unsere Batterie ist fast leer und zwingt uns daher wieder einen Stellplatz mit Strom aufzusuchen. Kungshamn soll ein netter kleiner Hafen sein. Die Beschreibung nennt es gemütliches Choas. Das trifft in der Tat auch irgendwie zu. Angekommen parken wir zusammen mit zwei anderen Wohnmobilen mehr oder weniger direkt auf einem Steg. Plätze sind keine eingezeichnet, man stellt sich einfach gerade dorthin, wo es passt. Bezahlen? Rolf kommt am nächsten Morgen einfach vorbei und kassiert bar. No stress heißt er uns am Telefon willkommen.
Die Aussicht ist auch hier super. Jedoch ist das einer der wenigen Plätze bisher, bei denen wir die Sonne am Morgen in unser Auto scheinen haben werden. Nachdem der Parkplatz eingenommen ist, machen wir uns auf den Weg ausstehende Besorgungen im hiesigen Supermarkt zu erledigen. Erfreulicherweise sind die Preise hier in Schweden gemäßigter als bei uns in Dänemark.
Zurück am Auto ist der Plan einfach noch etwas die Sonne auf unseren Campingstühlen bei Kaffee und Tee zu genießen. Während der Wind beim Aufbau der Stühle diese ständig beinahe ins Meer weht und unsere Maus irgendwie keine Lust hat, noch mehr draußen herumzulaufen, stellen wir mal wieder unsere Camperspezialitäten unter Beweis. Mit unseren zwei Adapterkabeln und der Kabeltrommel rätseln wir 10 Minuten hin und her, wie wir jetzt Strom von der Schukosteckdose an unser Auto bekommen. Nach langem Rätseln ist klar: Wir brauchen die Hilfe unserer Nachbarn. Die sind schnell dabei und binnen weniger Sekunden ist mit ihrem Adapterkabel auch Strom an Dumbo angeschlossen. Unsere Augen schauen etwas doof. Das gleiche Kabel hätten wir doch auch gehabt? Schön blöd, wenn man zu doof ist, die Kabel richtig zu verwenden.
Die Route von unserem dritten Tag könnt ihr hier sehen.
Nach einer sehr ruhigen und angenehmen Nacht starten wir mit einem entspannten Frühstück in den neuen Tag. Bevor wir weiterfahren stehen heute noch ein paar weitere logistische Punkte an. Wir entleeren schnell unsere Abwässer und sind damit wieder startklar für die nächsten Tage.
In nur kurzen 15 Minuten geht es zum Ramsvikslandet Naturreservat.
Hier gibt es mehrere Wanderwege in fantastischer Umgebung. Wir beschließen auf der gelben Route zu starten (ca. 8km) und können diese unterwegs an ein paar Stellen wohl abkürzen. Wir können also entspannt schauen, wir gut wir voran kommen.
Zum Tragen der Maus hat sich auf diesen Wanderungen die Rucksacktrage mit einem festen Tuch wirklich bewährt. Das Gewicht wird einigermaßen gut am Rücken verteilt und die Maus kann auch etwas die Aussicht genießen.
Es geht über teilweise sehr steile steinige Passagen hinauf in Richtung Sote Bonde — ein Gipfel hier in der Nähe: sage und schreibe 58 Meter über NN.
Das ist mit unserem Foto- und Kindgepäck definitiv anstrengend, aber immer noch machbar. Man darf es halt nicht zu schnell angehen, muss Pausen einlegen wo nötig (= wenn das Kind es für nötig hält) und bei Bedarf flexibel umplanen können. So haben wir nach nur ca. 40 Minuten bereits unsere erste längere Rast gemacht. Hier gibt es wieder einen Spaziergang mit Aussicht für die Maus, eine kleine Brotzeit für alle und ein paar Fotos für euch.
Danach wird das Gelände immer schwieriger. Zeitweise werden auch die Hände benötigt, um den steinigen Weg erklimmen zu können.
Ein Paar, das uns entgegen kommt, verspricht nach nur wenigen Hundert Metern einen deutlich einfacheren Weg entlang an der Küste. Kaum dort angekommen genießen wir eine grandiose Aussicht über die steinige Schärenküste hinaus aufs Meer.
Und in der Tat über diese von der letzten Eiszeit flach und glatt gespülten Steine läuft es sich gleich viel einfacher.
Wir kürzen unsere gelbe Route dann schon wie vermutet nach etwa der Hälfte ab und sind nach knapp 6 Kilometern zurück an unserem Parkplatz. Das letzte Wegstück hat uns gewissermaßen durch einen Canyon — ok, ich weiß nicht, ob die höchsten 20 Meter Höhenunterschied das Wort Canyon rechtfertigen — durch ein Tal zurückgeführt.
Dadurch war der Weg insgesamt wirklich sehr abwechslungsreich. Zu Beginn über Wiesen und durch den Wald auf einen einfachen Gipfel (Sote Bonde), danach durch alpines Gelände an die Küste, dort über glatte Steinwüste am Wasser entlang und dann durch ein Tal mit Bachlauf zurück. Da fehlt doch wirklich nichts mehr.
Am Auto genießen wir noch einen Kaffee und schnell aufgegossenen Schokopudding. Während wir so unsere Beine auf der Picknickdecke entspannen, kochen derweil die Kartoffeln fürs Abendessen im Auto vor.
Für die nächste Nacht haben wir uns einen einfachen Parkplatz mit netter Aussicht ausgesucht. Der Weg dorthin führt uns über eine größere und zwei kleinere Seilzugfähren.
Alles in allem haben wir für diese 70km Teilstück über 2 Stunden gebraucht. Jedoch hat sich die Route definitiv gelohnt. Gerade die beiden Inseln Flatön und Malö sind wirklich sehr schön und haben eine eindrucksvolle Landschaft.
Die Route von unserem vierten Tag könnt ihr hier sehen.