Nach unserem Aufenthalt in Lom sind wir ja wieder ein Stück zurück und weiter in Richtung Åndalsnes gefahren. Kurz davor finden wir den beeindruckenden Trollveggen Campingplatz. Hier können wir uns auf einer großen Wiese frei platzieren. An der Rezeption werden wir noch darauf hingewiesen doch bitte möglichst aufzupassen und die Wiese nicht zu beschädigen - ok. Auf die Wiese geht es zwar leicht bergauf, doch wir gingen davon aus, dass das schon passen wird. Kaum rollt unser Dumbo also vom Weg auf die Wiese passiert es dann aber. Er brummt einmal laut, die Räder drehen durch und Gras fliegt weg. Da ist die Wiese wohl schon zu matschig und die Räder greifen nicht mehr stark genug, um Dumbos 3.5t nach oben zu bewegen. Im Rückwärtsgang kommen wir zum Glück wieder runter und können etwas weiter hinten auf die Wiese fahren. Hier geht es viel leichter, da keine Steigung im Weg ist. Dafür haben wir schlussendlich aber einen fantastischen Stellplatz direkt auf einer großen Wiese vor der Trollwand. Dazu gibt es als Belohnung noch das bisher wärmste Wetter. Nach unserem Abendessen - es gab mal wieder Nudeln - und ja wieder drei Teller… - sitzen wir also noch bis halb 11 draußen und bearbeiten die nächsten Reisevideos und laden sie auch hoch. Hier stehen wir noch recht gut im WLAN Empfangsbereich.
Am nächsten Morgen sind wir gespannt, wie wir hier von der Wiese wieder runter kommen. Bereits am Abend hatte es angefangen den angekündigten Regen zu geben. Die Wiese ist jetzt also durchaus noch nasser und stellenweise matschiger als gestern. Aber die Supermama und Offroadexpertin kennt da keine Schmerzen, setzt sich hinter das Steuer und Dumbo rollt mit seinem Elefantengewicht regelrecht leichtfüßig über die Wiese zurück zum Kiesweg.
Der nächste Stopp liegt eigentlich bereits kurz hinter uns, wir fahren also den knappen Kilometer zurück und treffen am Trollveggen Besøkscenter ein. Hier gibt es ein Café und einen Souvenirladen. Die Maus ist nun stolze Besitzerin einer kuscheligen Norwegenmütze und wir unverschämte 9 € für einen Kinderteller Kjöttkaker los: 2 kleine Kartoffeln und ein kleines Fleischbällchen, dazu einen halben Löffel Erbsenpüree und etwas Soße. Gut dass die Maus nicht allzu großen Hunger hat. Abends hätten wir davon bestimmt 3 Teller gebraucht, um sie satt zu bekommen.
Ansonsten ist in diesem Besucherzentrum ehrlich gesagt nichts los. Wir fahren also weiter zu den Trollstigen.
Also fast. Nach ca. 10 Minuten Fahrt fällt uns auf, dass wir mal wieder einen Schlüssel haben mitgehen lassen. Dieses Mal derjenige zum Familienraum auf dem Trollveggen Campingplatz. Es heißt also nochmal Kehrtwende, zurück zum Platz und den Schlüssel abgeben. Die Maus ist schon längst eingeschlafen und bekommt von ihren doofen Eltern zum Glück nichts mit.
Jetzt geht es dann aber doch endlich die Trollstigen hinauf. Die Anfahrt führt über eine sehr schmale Landstraße. Hier ist es schon schwierig mit zwei Wohnmobilen aneinander vorbeizukommen. Gleichzeitig verkehren hier aber auch zahlreiche Reisebusse. Zum Glück sind zur Zeit keine Kreuzfahrtschiffe hier. Deren Massen müssen die Straße hier zwingend regelrecht verstopfen. Die Auffahrt dauert eine ganze Weile, da wir immer wieder an den breiteren Stellen warten müssen, um die Passage von anderen großen Fahrzeugen zu ermöglichen. Die Aussicht dabei ist aber nicht minder beeindruckend.
Oben angekommen sind wir leicht erschlagen von der Menge an Menschen an der Aussichtsplattform. Das waren wir bisher auf dieser Reise noch gar nicht gewohnt. Im mittlerweile durchgängigen Regen gehen wir trotzdem einmal zur Aussichtsplattform und bewundern die Aussicht auf … den Nebel. Ok, das werden wir morgen früh bei dem besser angesagten Wetter noch einmal probieren.
Noch vor dem Frühstück machen wir uns daher auf den Weg und können in kleinen Wolkenlücken und fast alleine doch noch die tolle Aussicht auf die Trollstigen bewundern.
Danach wagen wir uns an eine Wanderung zu dem Bispenvatnet, einem von einem Gletscher gespeisten See etwa 300m oberhalb von uns. Der Weg beginnt recht spektakulär mit Steinpfaden durch Flussläufe. Später wird sich aber herausstellen, dass genau das eigentlich gar nicht so toll ist. Auf unserer Karte sind zwei Wege eingezeichnet. Einer gestrichelt, der andere als durchgezogene Linie. Wir gehen davon aus, dass wie immer gilt durchgezogen=einfacher und folgen diesem Weg. Doch bereits nach 50m ist der Weg schon stark zugewachsen und schwer erkennbar. Naja, hier geht ja auch jetzt kaum einer lang denken wir uns und schieben den verwilderten Weg einfach auf geringen Publikumsverkehr. Doch nach ca. 20 Minuten müssen wir durch das Bett eines gut gespeisten Bachs nach oben klettern. Über nasse und lose Steine. Das ist mit unserem Gepäck und dem Tragegestell auf dem Rücken weder einfach noch leicht. Der Schweiß fließt dabei obwohl es eigentlich recht kühl ist. Die Maus verschläft dabei den Großteil des Weges, was ehrlich gesagt recht hilfreich ist. Ein fröhliches Hin- und Herhüpfen auf dem Rücken von über 10kg hätte diesen steilen Steinpfad sicher nicht leichter gemacht.
Oben angekommen sind wir erleichtert, dass wir dennoch den gesamten Weg bis zum Bispenvatnet geschafft haben und werden mit einer fantastischen Aussicht auf den Gletschersee und umliegende Schneefelder belohnt. Die kurze Rast dort gefällt uns allen, die Maus grinst fröhlich vor sich hin und isst mit uns Zwieback und Kaminwurzen. Wie gut, dass wir unseren Lebensmittelvorrat vorher in Lübeck aufgefüllt hatten.
Für den Abstieg entscheiden wir uns dieses Mal für den alternativen Weg. Der ist auch bis hier oben farblich markiert - vielleicht ein Indiz dafür, dass dieser Weg doch einfacher ist? Am Ende sind wir überzeugt: Hier wäre es viel einfacher gegangen und wir hätten den Weg viel leichter gefunden. Diese Seite ist zwar nicht weniger steil, aber definitiv einfacher zu gehen und nicht teilweise von einem Bach überflutet. Solltet ihr also mal diese Wanderung machen, nehmt gleich den rot markierten Weg, der andere ist zugewachsen und bestimmt nicht leichter.
Nach dieser Wanderung hatten wir der Maus ihren Lieblingssnack versprochen. Und am Parkplatz des Gudbandsjuvet sind wir fündig geworden: ein Erdbeerstand! Der Gudbandsjuvet ist ein imposanter Wasserfall, den man von einigen Brücken aus erkunden kann. Der ganze Spaziergang dauert keine 15 Minuten und schon sind wir wieder zurück auf der Straße. Das eigentliche Erdbeerhighlight des Tages steht ja noch aus.
Versprochen ist eben versprochen und so halten wir als nächstes an der Jordbærstova, der Erdbeerstube! Bei einem Riesenglas frischen Erdbeeren und zwei Stück Erdbeerkuchen und Kaffee lassen wir unsere müden Beine etwas ausruhen. Bemerkenswert ist, dass in Norwegen die Erdbeersaison im August noch in vollem Gange ist. Da wir hier weiter nördlich sind, sind wir sozusagen jahreszeittechnisch in die Vergangenheit gereist. Also gibt es im Erdbeertal, dem Valdal, noch frische Erdbeeren.
Am Abend übernachten wir nach einem kurzen Supermarktstop am Campingplatz in Solvang. Auch hier ist der Boden sehr matschig und am Ende trauen wir uns gar nicht erst noch zur Trinkwasserversorgung zu fahren. Der Weg dahin schaut nicht gerade vertrauenserweckend aus. Macht aber nichts, für diesen Abend reicht unser Wasser noch gut und am nächsten Abend werden wir voraussichtlich wieder auf einem Campingplatz sein. Es besteht also kein Grund zur Panik. Allgemein kann man sagen, dass Norwegen regelrecht ausgelegt ist für Camper und Wohnmobile. Campingplätze gibt es eine Fülle, in der Regel ist auch keine Vorabbuchung notwendig. Zusätzlich gibt es unterwegs an der Straße auch immer wieder Ver- und Entsorgungsstationen, die wohlgemerkt auch immer einheitlich ausgeschildert sind. Das ist hier echt meisterhaft gelöst.
Hier erhält auch unsere Wäscheleine eine Premiere. Unsere Hosen und Socken sind von der Wanderung so nass, dass sie dringend eine Trocknung benötigen.
Als wir dann am nächsten Morgen unseren ersten Stop nach nur 5km an einem Aussichtspunkt für ein Foto einlegen, müssen wir nur leider feststellen, dass auch so eine Wäscheleine mal wieder Fehlerpotential birgt. In jedem Fall demontieren wir die Wäscheleine dann doch noch bevor wir von diesem Aussichtspunkt weiterfahren. 5km Straßentest müssen reichen. Aber gute Qualität, hat einwandfrei gehalten!
Das heutige Ziel ist schon zum Mittagessen erreicht, das Geiranger Feriesenter. Pünktlich zum Erreichen der ersten Woche unterwegs sind wir an unserem Campingplatz am Geirangerfjord angekommen. Hier steht heute nur Faulenzen, Aussicht genießen, Spielen und Toben auf dem Programm. Man muss ja nicht jeden Tag ewig im Auto sitzen. Während die Maus ihr Schläfchen im Kinderwagen nachholt, können wir also bei Tee die Aussicht auf den Fjord genießen. Naja. Zumindest Teile davon. Es ist ganz schön kalt und neblig, aber morgen soll das Wetter besser werden. Ein Grund mehr also, hier heute die Füße hochzulegen und mal zu entspannen.
Am nächsten Tag starten wir bei wieder fantastischem Wetter mit unserem geliehenen Boot auf den Geiranger Fjord. Zwei Stunden steht es uns zur Verfügung. Es hätte auch eine Fähre gegeben, die wir einfach einmal hin und zurück hätten fahren können. Da würde man in etwa das gleiche sehen. Aber selbst bestimmen, wo man langsamer macht und was eher nicht sehenswert ist, macht doch definitiv mehr Spaß. So reiten wir mal schneller mal langsamer den Fjord bis zu seiner Mündung in den nächsten Fjord, dem Sunnylvsfjord, und wieder zurück. Es hat leider etwas gedauert bis sich unsere Maus mit dieser Fahrt arrangieren konnte. Bisher fand sie Bootsfahrten immer toll und hat dabei den Wind in den Haaren und die Aussicht genossen. Heute zeigt man sich aber eher missmutig, bis sie irgendwann einschläft und mal wieder dreiviertel dieses Highlights verschläft. Erst kurz vor unserer Anlegestelle wird sie wieder wach und stellt mit Begeisterung fest, dass ausgeschlafen Bootfahren eine spaßige Sache ist.
Danach geht es weiter hinauf zum Dalsnibba. Das ist die höchste auf Straßen erreichbare Aussichtsplattform über Fjorde Europas. Die Mautstraße kostet umgerechnet ca. 27€. Kein Schnäppchen, wir haben aber vor bei dieser Aussicht zu übernachten und das ist es uns dann doch wert. Am Abend genießen wir also den herrlichen Sonnenuntergang mit Aussicht runter in den Geiranger Fjord und die umliegenden Berge und Gletscher.