Von unserem letzten Stopp an den Dodekalitten sind wir weitergefahren in Richtung der Insel Møn. Unterwegs dorthin hatten wir auf der Anreise schon eine tolle Windmühle gesehen. Unser Zwischenstop hier war allerdings eher überflüssig. Die Besichtigung der Mühle ist nur an wenigen Tagen im Jahr möglich. Heute natürlich nicht.
Kaum angekommen auf Møn sehen wir von weitem schon eine tolle, strahlend weiße Kirche. Die wollen wir uns näher anschauen und halten daher an der Fanefjord Kirke. Erst im Nachhinein lernen wir, dass dies eine der drei Kirchen mit Fresken des Elmelunde-Meisters ist und die Bilder aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen. Der tatsächliche Name des Künstlers ist nicht bekannt. Seine Fresken in Elmelunde, Keldby und eben auch in Fanefjord sind jedoch weithin bekannt.
Selbst unsere Maus schaut hier staunend an die Decken. Vielleicht aber auch nur, weil die nicht so langweilig weiß sind, wie bei uns zu Hause…
Sehr lange können wir uns hier aber nicht aufhalten. Es ist mittlerweile schon Mittag und wir alle haben Hunger.
Unsere Erfahrung der letzten Tage hat gelehrt, dass Häfen in Dänemark ein guter Anlaufpunkt für Mahlzeiten und gute Aussichten sind. Der Ortsname „Hårbølle Havn” gerade mal ein paar Kilometer die Straße runter klingt vielversprechend. Besser raten hätte man hier wohl auch nicht können, wir parken mit super Aussicht und genießen Kaffee, Kanalschnecken und Milch bei strahlender Sonne. (Kanalschnecken = Kanelsnegel, Kanel ist Zimt, snegl ist eine Schnecke)
Also genau genommen, wollten wir ja auch so coole Sandwiches, wie die Leute vor uns aus dem Kiosk getragen haben. Leider haben die uns anscheinend gerade die letzten Sandwiches vor der Nase weggekauft. Stattdessen haben wir diese hervorragenden dänischen Kanelsnegel geschenkt bekommen — auch gut!
Ach, hier so in der Sonne sitzend gefällt es uns doch richtig gut. Aber es hilft alles nichts. Wir müssen noch weiter zu unserem Campingplatz. Wir wollen ja hier nicht wild übernachten.
Angekommen am Camp Møns Klint halten wir direkt vor der Rezeption des Platzes und sind etwas überrascht, wie hügelig es hier ist. Wir dürfen uns einen Stellplatz völlig frei aussuchen. Eigentlich wollten wir ja in den Deep Sky Bereich. Der steile Forstweg in den Wald hinauf, sieht jetzt aber doch etwas untauglich aus für unser Fahrzeug. Wir beschließen die Wiese auf der anderen Straßenseite auch noch zu erkunden und finden eine kleine Oase, auf der wie fast ganz alleine sind.
Außer uns stehen hier nur noch zwei andere Wohnwagen, wovon nur einer kurz bewohnt war. Für die Einparkzeremonie lassen wir uns trotz dem üppigen Platz etwas Zeit. Der Grund? Wir müssen unsere Heckfenster so ausrichten, dass die Aussicht am schönsten ist. Wenn man jetzt hinten auf unserem Bett liegt, können wir den See sehen, während die anderen Wohnwagen für uns unsichtbar sind.
Es wird Zeit eine neue Tradition zu beginnen: Unser Camperfrühstück. Einzig wichtige und absolut unumstößliche Zutat hierfür: Rührei!
Am nächsten Morgen geht es nun frisch gestärkt auf zur Wanderung entlang der Kreideklippen von Møn. Deswegen sind wir ja schließlich hier.
Der Weg startet gleich neben unserem Campingplatz durch ein Tor und führt zügig zu einem Waldweg. Während der Weg zu Beginn noch recht breit ist, wird er mit der Zeit etwas schmaler, bis es am Ende ein gewundener Pfad durch dichten Wald ist.
Wenn unsere Maus nicht schläft, schaut sie fasziniert den sich bewegenden Blättern der Bäume zu. Aus dem Tragetuch hat sie dabei alles bestens im Blick. So geht es einige Zeit oben auf den Klippen entlang, bis man eine Treppe erreicht.
Diese führt hinab zum Strand und zum Meer. Wir wollen die dänischen Kreidefelsen natürlich auch von dieser Seite sehen, die Treppe muss also sein.
Die Treppe ist noch deutlich länger als auf den Fotos zu sehen. Solltet ihr mal an einem verregneten Tag hier sein — also so wie wir — dann achtet auf die Stufen. Die können ganz schön rutschig werden! Um einige Ecken und Winkel geht es von Ebene zu Ebene tiefer, bis wir am Ende das Meer sehen können.
Der Strand selbst besteht aus Kieseln unterschiedlichster Größe. Diese kennen wir schon von Stevns Klint. Das sind ähnliche Kreideklippen wir hier, nur deutlich näher an Kopenhagen gelegen und nicht ganz so hoch. Dort sind wir letztes Jahr bereits mit den Fahrrädern gewesen.
Erst wenn man unten am Wasser steht, kann man richtig erahnen, wie hoch Küste hier eigentlich gelegen ist. Unsere Wanderung führt uns nun immer am Meer entlang unterhalb der Klippen bis zum Geocenter Møns Klint. Dort gibt es theoretisch auch eine Ausstellung über die Gegend hier. Wir bevorzugen jedoch lieber den kleinen Einkehrschwung im Café.
Jedes Mal, wenn man wieder um einen der Felsen herumgeht, bietet sich ein neuer Anblick. Einfach eine tolle Landschaft und definitiv einen Besuch wert. Für die in Deutschland gebliebenen, wer nicht ganz so weit bis hierher fahren möchte und dennoch eine solche Landschaft sehen möchte, sollte es mal mit Rügen probieren.
Geologisch sind die Kreidefelsen auf Rügen identisch zu denen hier bei Møns Klint. Beide Formationen sind durch die gleichen geologischen Prozesse entstanden. In der Kreidezeit waren die beiden Gebiete Teil eines Meeres, das in der Folge sehr viele Kalkablagerungen hatte. Durch Erosion sind dann diese beeindruckenden Klippen entstanden.
Es bleibt also zuletzt wieder eine Treppe. Wer über eine Treppe runter kam, muss vermutlich auch wieder über eine hinauf. Blöd nur, dass diese hier schon ganz schön unter Wasser steht. Warum hat uns keiner vorgewarnt? Um ein Haar hätten wir hier letztes Jahr unsere Hochzeitsfotos machen lassen wollen. Das wäre ja mal voll schief gegangen… Immer wenn sich die Wellen für einen kurzen Moment zurückhalten, gibt das Wasser ein paar wenige Steine frei, die bei großen Schritten und einem herzhaften Sprung gerade ausreichen, um trockenen Fußes die Treppe zu erreichen. Für mich zumindest. Anne hat sich trotzdem nasse Füße geholt.
Das mit dem Timing müssen wir wohl nochmal üben.
Wieder zurück oben am Weg genießen wir weiter die Aussicht auf die Felsen und machen uns mühselig die Treppe hinauf. Irgendwie fanden wir wohl die Idee toll, auch mal auf Dänemarks längster Treppe unterwegs gewesen zu sein. Das ist nämlich genau diese hier. Verflixt anstrengend, wenn man Fotoausrüstung und ein Kind dabei noch hochtragen muss.
Von ganz oben hat man nochmal einen herrlichen Panoramablick auf die Felsen, unter denen wir eben noch spazieren waren.
Tja und dann spuckt uns der Wanderweg doch wirklich auch wieder genau an unserem Campingplatz aus. Einmal um den Baum noch und schon ist unser Auto zu sehen. Und wie ihr seht, sind wir wirklich fast alleine hier an unserer Oase. Mittlerweile sind beide Wohnwagen wohl nicht mehr bewohnt.
Am nächsten Tag gehen wir noch einmal hinab zu dem Strand. Wir wussten zwar bereits gestern, dass dieser Strandabschnitt gerne von Fossiliensuchern besucht wird, jedoch wussten wir nicht, nach was man hier nun genau Ausschau halten muss. So haben wir abends das Internet durchforstet und Beispielbilder von verschiedenen Fossilientypen, die hier zu finden seien, studiert. Mit diesem Wissen geht es heute also noch ein Mal hinab zu dem steinigen Strand. Dieses Mal in der Hoffnung auch ein paar Fossilien zu finden.
Gerade der Beginn der Suche war dabei doch sehr mühselig. Wenn man entlang eines Kiesstrandes nach kieselgroßen, steinähnlichen Gegenständen sucht, ist es in der Tat nicht viel anders wie die Nadel im Heuhafen zu suchen. Erst nach mehr als einer Stunde haben wir also die ersten Fossilienkandidaten ausgemacht. Doch dann geht es Schlag auf Schlag. War der Knoten erstmal geplatzt, so tauchen nun alle paar Minuten neue Steine auf, die irgendwie anders sind als der Rest. Für eine genaue Begutachtung stecken wir die Steine ein. Entscheiden, ob es sich wirklich um Fossilien handelt, können wir heute Abend im Auto ja immer noch.
Das Sammeln von Fossilien ist an diesem Strand übrigens explizit erlaubt. Nur besonders gut erhaltene oder große Funde müssen dem Geocenter gemeldet werden. Dort kann man sich aber auch so gerne alle seine Fossilien bestimmen lassen.
Auf dem Rückweg hatten wir uns noch ein Highlight für unsere Maus rausgesucht: den Skovtårnet. Ein gewundener Turm, der im Wald bis über die Baumkronen hinaufführt und eine tolle Aussicht über einen typisch dänischen Wald bieten soll. Doof war nur, dass für den Zutritt ein Coronapas notwendig war. Also zu der Zeit damals noch ein aktueller negativer Test. Darauf waren wir nicht vorbereitet und mussten leider wieder umdrehen. Wohin nur? Unser Plan sah ja einen ganzen Nachmittag im Wald vor?
Ein Blick auf die Karte verrät, dass in der Nähe der Præstø Fjord gelegen ist. Keine Ahnung, ob das gut ist, fahren wir doch einfach mal hin.
Angekommen begrüßt uns der Præstø Fjord mit viel Sonnenschein und einer herrlichen Aussicht. Hier gibt es also schnell noch die frischen Beeren, die wir unterwegs gekauft haben, Kaffee, Cappucino und Milch und danach noch ein Eis. Und dank dieses Umweges ist der Tag nun auch fast rum und wir fahren zurück nach Hause.
Das Ausladen geht dann erstaunlich schnell. Dennoch sind wir froh, dass wir uns dazu entschlossen hatten schon heute zurück zu fahren. Unser Camper ist noch bis morgen ausgeliehen, aber wir müssen ihn dann bis um 10 Uhr noch eine knappe Stunde zum Verleih fahren. Die Rückfahrt, das Ausladen und der Weg zurück zum Verleiher wären dann doch echt stressig geworden.
Stattdessen legen wir am nächsten Tag nochmal ein Stadttrip nach Køge auf dem Rückweg mit dem Zug ein. Køge haben wir schon mehrfach besucht und bleibt einfach eine kleine gemütliche Vorstadt.
Und dies war der Rest unserer Route: