Endlich ist es so weit, Peter und ich ziehen wieder zusammen. Ab dem 1. April hat Peter auch eine Arbeit in Kopenhagen und wir können endlich wieder zusammenziehen. Da ich im Moment noch in meiner WG wohne, heißt das, dass wir eine neue Wohnung brauchen. Wir haben ja schon viele beinahe schon Horrorgeschichten über die Wohnungssuche in Kopenhagen gehört und wir machen uns auf das Schlimmste gefasst. Vom Grübeln findet man allerdings auch keine Wohnung. Es heißt also Augen zu und durch.
Wie auch in Deutschland werden hier die Wohnungen im Internet auf Wohungsportalen angeboten. Die beiden größten Anbieter hier sind BoligPortal und LejeBolig. Was in Deutschland allerdings nicht üblich ist, hier aber völlig normal ist, dass ein Profil auf der Webseite kostenpflichtig ist. Damit will man wohl unseriösen Angeboten vorbeugen. Wenn man ein Profil hat, kann man dann eine Suche erstellen und sobald ein neues Angebot eingestellt wird, das auf die Suchparameter passt, erhält man eine E-Mail. Gesagt getan, und schwupps steht das Handy kaum noch still mit ’Ny Bolig’ (neue Wohnung) Benachrichtigungen.
Gefällt eine angebotene Wohnung nimmt man mit dem Vermieter über die Webseite Kontakt auf und vereinbart wie gewohnt einen Besichtigungstermin. Viele Angebote sind natürlich nur auf Dänisch beschrieben. Das ist nicht weiter verwunderlich, in Deutschland sind schließlich auch die meisten Angebote auf Deutsch. Dabei lernt man viele neue Vokabeln und man versteht recht schnell, worum es geht. Ein Zimmer ist zum Beispiel ein vaerelse, die Küche eine kokken, ein Wohnzimmer ist die stue und ein Balkon ist ein altan.
Wer in Deutschland schon einmal zur Miete gewohnt hat, kennt die kritische Frage: “Und was ist mit der Küche?” Einbauküchen sind bei uns meist nicht in der Miete enthalten. Man muss entweder eine neue Küche anschaffen, oder kann die Küche vom Vormieter ablösen. Nicht so in Dänemark! Hier ist die Küche immer schon in der Wohnung und oft auch noch ein paar andere Dinge. Dazu gehört in den meisten Fällen auch eine Waschmaschine und ein Wäschetrockner. Seltener gibt es sogar schon eingebaute Schränke.
Hier wird alles mitgerechnet, auch die Fläche auf der die Wände stehen, Flächen in denen Haustechnik untergebracht ist, eben alles, was innerhalb der äußeren Umrisse der Wohnung ist. Wenn man im obersten Stock wohnt wird der gesamte Treppenabsatz ebenfalls mitgerechnet, da man diesen ja alleine benutzt. Man kann ihn dann allerdings auch als zusätzlichen Stauraum nutzen. So kann es dann vorkommen, dass eine Wohnung mit 100 Quadratmetern in Wirklichkeit nur 85 Quadratmeter hat.
Es ist winzig klein und die Duscharmaturen sind mitten im Raum ohne eine separate Duschkabine. Wer würde denn so etwas machen? Da wird doch alles nass? Nun ja — in Dänemark war es früher nicht üblich ein eigenes Bad zu haben. In der Stadt haben die Wohnblocks sich Waschgelegenheiten und manchmal sogar die Toiletten geteilt. Das hatte den Vorteil, dass dadurch die Wohnungen billiger waren und sich mehr Menschen eine Eigentumswohnung leisten konnten. Im Wandel der Zeit hat man dann die Dusche einfach nachgerüstet, in dem man die Duscharmaturen an die vorhandenen Wasseranschlüsse mit angeschlossen hat. Da für eine Duschkabine dann kein Platz war, gab es die eben auch nicht. In älteren Wohnungen ist diese Form der Dusche immer noch sehr weit verbreitet, aber viele Dänen rüsten mittlerweile um und in Neubauten scheint diese Kuriosität ganz zu verschwinden. Stattdessen hält aber auch nicht die gute alte Duschwanne Einzug, sondern eine ebenerdige Dusche ist der neue Standard. Sehr schick und praktisch, wenn ihr mich fragt.
Die meisten Dänen mieten keine Wohnung, sondern sie besitzen eine Wohnung. Das liegt zum einen daran, dass es ein dichtes Netz an Genossenschaftswohnungen gibt, die man günstig Abbezahlen kann. Außerdem scheint es in Dänemark auch ziemlich normal zu sein Schulden zu haben. Der durchschnittliche Däne steht mit 300% seines Bruttojahreseinkommens in der Kreide. Der Wohnungsmarkt ist also relativ eng und dazu kommt eine interessante Regel. Eine Wohnung unterzuvermieten ist wohl oft möglich, allerdings kann der Untermieter nach 2 Jahren Mietdauer den Mietvertrag übernehmen. Wer also eine schöne Wohnung gefunden hat, kündigt seinen Mietvertrag oft nicht, sondern vermietet die Wohnung unter, wenn er die Wohnung aktuell nicht braucht. Diese Mietverträge sind dann auf 2 Jahre begrenzt, damit der Hauptmieter seinen Mietvertrag nicht verliert.
Wir Mieter kennen es nur zu gut. Bei Einzug wird nicht nur die erste Miete fällig, sondern auch die Kaution. Diese beträgt in Deutschland meist zwei bis drei Monatsmieten und kann manchmal durch eine Bürgschaft ersetzt werden. In Dänemark war es das aber leider noch nicht. Zusätzlich zur Kaution verlangen hier die Vermieter noch bis zu drei Monatsmieten im Voraus. Das entspricht dann der Miete der letzten 3 Monate vor Beendigung des Mietvertrags. Man muss also am Anfang tief in die Tasche greifen und muss dafür in den letzten Monaten keine Miete mehr bezahlen. Das heißt allerdings auch, dass bei einer Miete von sagen wir 1500 Euro pro Monat bei Unterschrift des Mietvertrags sofort 10 500 Euro zu zahlen sind (1. Monatsmiete, 3 Monatsmieten Kaution und 3 Monatsmieten im Voraus bezahlt). Kein Wunder, dass auf den Wohnungsportalen auch gleich ein passender Darlehen für den Einzugspreis verkauft wird. Zur Kaution haben wir schon von vielen Seiten gehört, dass man in der Regel nichts wieder bekommt, da die dänischen Vermieter einfach die gesamte Wohnung bei Auszug rundum renovieren und sich das über die Kaution finanzieren. Ob das wirklich so stimmt, werden wir dann wohl in ein paar Jahren herausfinden.