Auswandern mit Einschränkungen

Veröffentlicht am 9. Juni 2020 • 4 Min. Lesezeit • 827 Wörter
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Auswandern mit Einschränkungen

Eines der wichtigsten Dinge, wenn man seinen Wohn- und Arbeitsort ins Ausland verlegt, ist die Anmeldung und Registrierung bei den zuständigen Behörden. Anne hat in ihren Beiträgen ja schon beschrieben, wie das hier in Dänemark grundsätzlich funktioniert: Ich bin eine Kopenhagenerin Prinzipiell hätte für mich der Prozess ja genauso sein sollen. Mit diversen Einschränkungen kann sich das Auswandern aber als komplizierter erweisen.

Also habe ich ganz dienstbeflissen mich schon Mitte Februar darum gekümmert, dass die Uni mir die Bescheinigung ausstellt, dass ich für sie arbeiten werde. Denn trotz EU-Richtlinien und Freizügigkeit, muss ich meinen Grund für einen Aufenthalt in Dänemark von mehr als drei Monaten angeben.

Auf meine Nachfrage an einem Dienstag in unserer Personalabteilung, ob sie mir das nötige Dokument bitte unterschreiben und zusenden können, habe ich dann auch direkt eine Antwort bekommen. Nämlich, dass man sich am Donnerstag bei mir melden werde und mir dann erkläre, welche Dokumente ich brauche. Außerdem merkt man an, dass das Dokument bei Vorlage nicht älter als 30 Tage sein darf. Sonst muss man das nämlich neu unterschreiben. Okay, das wusste ich jetzt alles schon. Und das Dokument, das ich brauche, ist mir auch bekannt. Das war schließlich als Anhang bei meiner Mail dabei. Eine Unterschrift hätte gereicht und es wäre erledigt. Aber gut. Dann warte ich eben bis Donnerstag, lasse mir dann nochmal erklären, dass ich eben jenes Dokument brauche und warte auf die Unterschrift. Bürokratie ist halt überall gleich.

Letztendlich hat die Beschaffung des Dokuments dann natürlich doch länger gedauert als geplant und meinen angepeilten Termin für die Aufenthaltsgenehmigung konnte ich nicht wahrnehmen. Stattdessen kamen dann Umzug die Zweite und Corona dazwischen.

Corona kommt dazwischen

Während für die einen die Corona-Maßnahmen lediglich Homeoffice bedeuten, hat es für mich dann allerdings doch weitreichende Konsequenzen. Natürlich haben in Dänemark jetzt auch die Bürgerämter alle geschlossen und arbeiten von zu Hause aus. Eine Anmeldung ist zur Zeit nicht möglich. Ohne diese Anmeldung ist es aber auch nicht möglich, mich in der Kommune zu registrieren und zum Beispiel grundlegende Dinge wie meine Krankenversicherungskarte zu bekommen.

Während sich bis Ende Mai an dieser Situation nichts geändert hat, war ich also streng genommen nur als Tourist in Dänemark und konnte daran auch nichts ändern. Auf Nachfrage hat man mir zwar gesagt, dass alle Fristen zur Anmeldung verschoben sind und auch meine Krankenversicherung rückwirkend gilt. Ganz verstanden habe ich das dennoch nicht. Im Fall der Fälle hätte ich meine deutsche Krankenversicherungskarte vorzeigen sollen, um eine Behandlung zu bekommen. Die dänische kann ich im Moment ja noch nicht bekommen. Inwiefern es jetzt nun der Techniker Krankenkasse in Deutschland hilft, dass ich in Dänemark zwar staatlich krankenversichert bin, das jedoch nicht nachweisen kann, ist mir nach wie vor schleierhaft. Zum Glück habe ich das nicht ausprobieren müssen. (Pro-Tipp für Auswanderer in Pandemie-Zeiten: Ich habe meine Krankenversicherung in Deutschland vorsorglich auf freiwilliger Basis erstmal verlängert. Eine Notlösung bleibt damit also immer bestehen.)

In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, dass das Amt für die CPR Nummern (und die Krankenversicherungskarte) in Kopenhagen wieder auf hat. Zur Registrierung brauche ich aber die Aufenthaltsgenehmigung von SIRI. Dieses Amt (SIRI) ist weiterhin geschlossen.

Der Workaround

Ende Mai kam dann eine kleine Erleichterung. Die SIRI-Ämter öffnen wieder. Alle. Bis auf die in Kopenhagen. Echt jetzt? Gut, da eine fehlende CPR Nummer im dänischen Alltag doch einige Hürden mit sich bringt, nehme ich auch Umstände in Kauf. Ich habe also kurzerhand einen Termin und eine Bahnfahrt im SIRI-Amt in Odense auf Fünen gebucht.

Da mir dann noch die CPR Nummer fehlt, habe ich auch gleich einen Termin hierfür in Kopenhagen organisiert. Bei den letzten zwei Versuchen wurde mir der Termin allerdings jeweils wenige Tage vorher abgesagt mit dem Hinweis, mir fehle die Aufenthaltsgenehmigung.

Und, was soll ich lange drumherum reden. Ja, das hat tatsächlich funktioniert. Ich sitze gerade in der Bahn zurück nach Kopenhagen und habe in meinem Rucksack die begehrte Genehmigung. Übermorgen kommt Teil zwei der Übung und es folgt die Registrierung in der Kommune. Eine Kopie meiner Aufenthaltsgenehmigung habe ich noch vor Ort in Odense zum Amt in Kopenhagen geschickt, damit mein Termin nicht wieder storniert wird. Hoffentlich klappt das auch…

Stilblüte des Lebens: Am Bahnhof in Kopenhagen hatte mich eine Asiatin gefragt, ob dies der Zug nach Odense sei. Klar, man hilft ja gerne. Und wer stand dann in Odense beim SIRI-Amt am Schalter neben mir? Jup, die Asiatin aus Kopenhagen. Ob es nun wirklich der Eindämmung des Viruses hilft, wenn man für wichtige Behördengänge die Leute mit der Bahn durchs halbe Land fahren lässt, weiß ich nicht. Lustig war es auf jeden Fall. Es lässt einen schon wundern, wenn man hier ins Fitnessstudio oder Schwimmbad kann, aber nicht seinen legalen Aufenthalt bestätigt bekommt. Absurde Zeiten sind das.

Es ist doch wirklich interessant zu sehen, was alles so schief gehen kann und welche Wege man gehen muss, wenn man eine Zeit lang ins Ausland geht. Und ich bin mir sicher, Dänemark ist als Deutscher noch mit das Einfachste, was man machen kann.