Ich bin Kopenhagenerin Teil 2

Veröffentlicht am 7. November 2019 • 3 Min. Lesezeit • 560 Wörter
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Ich bin Kopenhagenerin Teil 2

Wie bei jeder Gruppe auf dieser Welt, ist dazugehören nicht nur eine Frage von irgendwelchen Nummern. Zum Glück! Was zu Kopenhagen gehört, wie das Oktoberfest zu München ist wohl das Radfahren. Es gibt sogar eine Messgröße, die heißt Copenhagenize Index. Damit gibt man an, wie fahrradfreundlich eine Stadt ist. Ganz oben auf der Rangliste steht natürlich, wer hätte es gedacht, Kopenhagen. Die erste deutsche Stadt ist aktuell übrigens nicht München, die sich immer damit brüsten die Fahrradhauptstadt von Deutschland zu sein. Nein, die beste deutsche Stadt ist Bremen und München taucht unter den besten 20 nicht auf.

Aber wie ist es denn jetzt in der Fahrradfreundlichsten Stadt der Welt Rad zu fahren? Jeden Morgen stürze ich mich mit meinem Esel ins Getümmel. Und wenn ich Getümmel sage, dann meine ich, dass ich an manchen Kreuzungen ein Auto und 50 - 100 Fahrradfahrer sehe! Es ist schon irgendwie verrückt, wenn man bei doch schon ziemlich niedrigen Temperaturen und leichtem Regen noch immer mit Hunderten anderen Radfahrern unterwegs ist. Bei ähnlichem Wetter schwingen sich in Deutschland nur noch die wirklich Hartgesottenen aufs Rad.

Meinen eigenen Esel habe ich noch nicht hier, deswegen muss ich im Moment ausweichen auf einen von der Donkey Republik. Das ist ein Service, bei dem man ein Abo kaufen kann und dann überall im Stadtgebiet Fahrräder ausleihen und für 12 Stunden benutzen kann. Zwar nicht so gut wie das eigene Rad, aber bis das wieder zu mir findet, wird es schon gehen. Ich glaube nur, ich muss mein Frühstück umstellen.

Wie man oben auf dem Bild schon sieht, gibt es fast überall breite und gut vom restlichen Straßenverkehr abgetrennte Radwege. Manche Straßen sind sogar für Autos komplett gesperrt. Die Autofahrer nehmen uns Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahr! Das ist wirklich ein Segen! Ich bin an Kreuzungen immer noch skeptisch, ob der Autofahrer mir gleich die Vorfahrt nimmt, aber nein! Das passiert einfach nicht! (Man sollte natürlich immer noch vorsichtig sein, aber Notbremsungen bleiben immer aus). Auf dem Rad ist hier auch ein breiter Querschnitt der Bevölkerung unterwegs. Von der Businessfrau mit High Heels über den Papa mit Lastenrad und 2 Kindern im Gepäck. Selbst Kleinkinder auf dem Fahrrad nehmen hier ganz normal am Straßenverkehr teil.

So viele Radfahrer, das geht natürlich nicht gut, wenn nicht alle ein paar Regeln beachten. Handzeichen ist absolute Pflicht, nicht nur beim Abbiegen, sondern auch beim Stehenbleiben. Links abbiegen funktioniert immer so, dass man erst die Kreuzung überquert, dabei die Hand hebt, um anzuzeigen, dass man stehen bleibt. Dann ordnet man sich in den Querverkehr ein und wenn der grün hat, geht es weiter. Dauert zwar etwas länger, ist aber auf jeden Fall viel stressfreier.

Mein Arbeitsweg geht also einmal quer durch die Stadt. Man sollte meinen, dass eine Stadt am Meer komplett flach sein sollte, aber irgendwie geht der Heimweg immer schneller als der Hinweg.

Das ist übrigens wahrscheinlich nicht der direkteste Weg, aber der, bei dem ich mir die wenigsten Abbiegehinweise einprägen muss. Und wo ich am Anfang noch alle 2–3 Kreuzungen angehalten habe, um nachzusehen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, da habe ich es heute sowohl auf dem Hinweg, als auch auf dem Rückweg geschafft, die Strecke komplett ohne nachzusehen zu finden.

Die Lektion von dieser Woche fürs Radfahren in Kopenhagen: Habe immer Handschuhe, Mütze und eine Regenhose dabei!

Aber am Ende steht natürlich auch das hier: