Es kommt oft im Alltag vor, dass wir mit unseren Angewohnheiten nicht zufrieden sind. Manchmal ärgert uns das sogar so sehr, dass wir diese Gewohnheiten ändern wollen. Regelmäßig zu Neujahr treffen viele Leute daher Vorsätze, die sie dann zumeist nicht länger als ein paar Tage einhalten. Gut, aber was hat das mit Fotografie und Reisen zu tun?
Sehr viel! Das besondere an Reisen ist nämlich, dass wir sehr viele unserer bequemen Alltagsgewohnheiten über Bord werfen oder dazu gezwungen werden. Hierzu zwei Beispiele:
- Auf unserer Nilkreuzfahrt hatten wir immer wieder einiges an Freizeit. Zu Hause hätten wir diese sicherlich auch mit dem Fernseher zugebracht. Auf unserem Schiff jedoch gab es keinen Fernseher. Stattdessen haben wir draußen „auf der Terrasse“ gesessen und haben Natur, Landschaft und die frische Luft genossen.
- Auf unseren mehrtägigen Radtouren waren wir zudem gezwungen, unseren Tagesablauf darauf abzustimmen, zu den richtigen Zeitpunkten an möglichst attraktiven Einkehrpunkten und am Abend an einer Übernachtungsmöglichkeit anzukommen. Das klingt zwar einfach, ist aber in der Praxis ganz anders zu unserem Alltag, in dem uns Fast-Food-Stände, Imbisse und Supermärkte hinter jeder Ecke erwarten. Hier ist nichts zu planen. Wer Hunger hat, geht Essen. Und die Übernachtung ist sowieso bereits gesichert.
In der Fotografie können sich ähnliche Gewohnheiten einschleichen, die dazu führen, dass die eigene Kreativität leidet. In meinem Fall habe ich in letzter Zeit die Angewohnheit aus allem ein HDR machen zu wollen. Zum Glück hat mich der Einstieg in die Tier- und Naturfotografie auf unserer Südafrikareise etwas davon abgebracht.
Daher hier ein paar Tipps, wie du neue Gewohnheiten in deinem (Fotografie–) Alltag etablieren kannst.
Eines der wichtigsten Prinzipien, um neue Gewohnheiten dauerhaft zu etablieren, ist sie konsequent jeden Tag anzuwenden. Klingt einfach, nicht? Die Realität macht uns jedoch gleich wieder einen Strich durch die Rechnung. Es kommt immer etwas dazwischen – mal mehr, mal weniger. Um dieses Problem zu vermeiden, kann ich nur empfehlen, tagtäglich ein kurzes Protokoll über die neuen Pflichtaufgaben zu führen. Das kann einfach ein Kalender sein, in dem täglich abgehakt wird, ob der entsprechende Vorsatz eingehalten wird. Das Prinzip ist nicht neu, hilft aber ungemein, sich täglich seinen Fortschritt vorzuführen und auch am Ball zu bleiben. Denn wer will schon seine 21-tägige Durchhaltestrecke brechen, nur weil das Sofa so bequem ist und man nicht aufstehen mag?
Ein Problem gibt es bei dieser Regel und die betrifft Ziele, die man nicht täglich erreichen kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist Sport. Für einige wenige mag es vielleicht verlockend sein, täglich den Körper zu verausgaben. Meist jedoch will man seinen Sport ja nur auf wenige Tage beschränken, um auch Ruhetage zu haben. Eine Möglichkeit auch solche Ziele tagtäglich zu erreichen – und ich versichere euch, das wird eure Motivation gleich nochmal steigern – ist das Ziel umzuformulieren. Gerade im Sport wird oft mit Trainingsplänen gearbeitet und diesen kann man ja durchaus täglich einhalten. Der Trainingsplan sieht nunmal einen Ruhetag heute vor. Mission erfüllt ;-) Das gleiche Prinzip lässt sich natürlich aber auch auf alles andere übertragen. Wenn das Ziel ist, einmal im Monat ein komplett neues Gericht zu kochen, kann ich mir dafür ja auch einen Termin aussuchen. Das muss ich ohnehin tun. Denn schließlich muss vorher eingekauft werden und nicht an jedem Abend hat man die Zeit, etwas Neues auszuprobieren.
Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass Dinge, die man 30 Tage lang ohne Unterbrechung immer wieder wiederholt automatisch zu neuen Gewohnheiten werden.
Wenn wir an uns arbeiten, stören uns oft mehrere Kleinigkeiten. Schnell kommt man dann in die Versuchung diese auch gleich alle auf einmal ändern zu wollen. Das ist sicherlich ein gutes Ziel. Jedoch keines, was einfach zu erreichen ist. Gönne dir selbst den Gefallen und nimm dir nicht zu viel auf einmal vor. Dann bleiben die Ziele auch realistisch. Wenn du ein neues Ziel in einem Monat umsetzen kannst (die 30-Tage Regel!), kannst du dir immer noch auf die Schulter klopfen und das nächste angehen. Es geht nicht darum, alles auf einmal lösen zu können, sondern stetig einen Fortschritt zu machen.
Wenn es uns nicht gelingt, uns an unsere Vorsätze zu halten, ist oft eine mangelnde oder nicht klare Motivation im Spiel. Probiere es einfach mal aus. Das letzte Mal als du einen Vorsatz nicht langfristig umsetzen konntest. Was war das? – und nun überlege, warum hast du dir das vorgenommen? Mehr Sport? Warum – weil du abnehmen möchtest? Definiere es genauer! Warum willst du abnehmen? Setze die Gedankenkette fort, bis du an deiner eigentlichen Motivation angekommen bist.
Gut – am besten du formulierst aus dieser Motivation ein Mantra, das du immer wieder jeden Tag wiederholst. Ich habe von Leuten gehört, die sich ihr Mantra auf den Badezimmerspiegel geschrieben, um sich täglich mehrfach daran zu erinnern. Meine Lösung ist es, das Passwort für meinen Laptop an das Mantra anzulehnen. Natürlich sind dabei noch mehr Regeln zu beachten. Aber viele schwören ja ohnehin darauf aus einem Satz ein Passwort zu konstruieren. Nimm dafür doch einfach dein Mantra! Und wenn du dann in einem halben Jahr zum obligatorischen Passwortwechsel genötigt wirst, hast du auch gleich eine gute Gelegenheit dein Mantra und damit auch deine innere Motivation zu überdenken.
Manchmal kann es passieren, dass wir auf einem Trend mitschwimmen wollen. Wir glauben dann zum Beispiel, dass wir auch ein erfolgreicher Steve Jobs werden müssen und passen unsere Ziele und neuen Gewohnheiten derart an, dass wir den Lebensstil unserer Ikonen nachahmen. Wenn wir aber – wie eben beschrieben – unsere Motivationen ergründen, kann es sein, dass wir feststellen, dass die gewählten Ziele zwar zur Motivation passen, es aber auch deutlich bessere Wege jenes Ziel zu erreichen. In diesem Fall rate ich dringend dazu, zu überdenken, ob es wirklich wertvoll ist, eine nicht optimale Gewohnheit sich anzueignen – nur weil sie schon einmal erfolgreich war. Dein Ziel erreichst du viel wahrscheinlicher, wenn du dir eine passende Gewohnheit aneignest. Unterschiedliche Umgebungen, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ergeben oft, dass, was für einen den besten Weg darstellt, für jemanden anderes nur eine mäßig gute Option ist.