Hotel mit Blick auf Wasserfall – Langzeitbelichtungen

Veröffentlicht am 27. Januar 2018 • 5 Min. Lesezeit • 975 Wörter
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Ein Wasserfall direkt vor dem Hotel ist ja reichlich ungewöhnlich. Das schreit regelrecht danach, als Fotomotiv zu dienen.

Das ist natürlich das erste, was man macht, wenn man die Aussicht vom Zimmer-eigenen Balkon in der Silverstone Falls Lodge in Augenschein nimmt. Schon irgendwie abgefahren. Nur ein wenig schade, dass wir die Aussicht gar nicht richtig genießen können. Schließlich sind wir nicht zum Rumliegen hier, sondern wollen Swaziland entdecken. Nach unserer gestrigen Tour durch das Mlilwane Wildlife Sanctuary geht es heute Nachmittag wieder zurück nach Südafrika. Für den Vormittag haben wir noch eine Runde Fotos an „unserem“ Wasserfall einplanen. Also auf geht’s, der Weg später braucht nachher sicherlich seine Zeit.

Wenn man unten vor dem Wasserfall steht, sieht das Ganze recht langweilig aus, oder? Vom Balkon war der Ausblick da doch besser. Der „Wasserfall“ ist nicht besonders steil, sondern fällt recht seicht über die silbern glänzenden Steine. Dadurch lässt sich von unten und aus der Ferne nur ganz wenig erkennen. Also einfach mal näher rangehen.

So wird hier schon eher ein Schuh daraus. Größtes Problem in diesem Bild war tatsächlich der Kontrastumfang. Selbst mit HDR habe ich hier nicht alles abdecken können. Die Sonne spiegelt sich gleißend im Wasser und auf den nassen Steinen, während sie direkt frontal zu mir steht. Deswegen musste ich schon den Himmel so stark abschneiden, da sonst die Sonne so früh am Morgen noch im Bild gewesen wäre. Dafür werden die Bäume auf der gegenüberliegenden Seite von hinten angestrahlt und die uns zugewandte Seite wird viel zu dunkel. Den Stativfuß im Bild hätte ich aber wohl doch vermeiden sollen – das kann nicht unmöglich gewesen sein. Auch nicht mit dem Weitwinkel. Man lernt halt nie aus und macht in der Hektik immer mal wieder Fehler.

Wir hatten ja bereits in dem Bericht zur Panorama-Route erwähnt, dass wir kurz vor knapp uns vor der Reise noch neue ND- und Grauverlaufsfilter besorgt hatten. So ein Wasserfall ist ja prädestiniert dafür, genau diese auszuprobieren. Damit klarer wird, was solche Filter an einem Foto bewirken, habe ich mal ein Vergleichsbild mit genau dem gleichen Ausschnitt einem mit und einmal ohne Filter gemacht. Auf dem oberen Bild ist alles noch wie immer. Die Sonne scheint in Swaziland immer sehr grell und so muss man auch bei Blende 8 bereits eine sehr kurze Verschlusszeit wählen. Kurz heißt hier, etwa ein Hundertstel einer Sekunde. Nur in dieser wirklich kurzen Zeit nimmt der Sensor der Kamera das Bild auf. In dieser Zeit bleibt das Wasser auf dem Bild zwar noch nicht ganz still stehen, aber gerade in der Mittel des Bildes kann man bereits einzelne Tropfen erkennen. Die Dynamik des Wassers, wie es die Felsen herunterfällt, ist sehr deutlich zu sehen und man bekommt auch sofort einen Eindruck von dem Geräusch, den das Wasser wohl machen muss.

Auf dem Bild unten ist nun das gleiche Bild noch einmal mit Filter aufgenommen zu sehen. Ich habe hier einen ND1000-Filter verwendet. Das muss man sich wie eine gigantisch starke Sonnenbrille vorstellen. Das Bild wird dadurch erstmal erheblich dunkler. Möchte man nun auf dem Foto die gleiche Helligkeit wie zuvor erreichen, muss die Belichtungszeit deutlich verlängert werden. In diesem Fall habe ich das Foto unten nun 13 Sekunden belichtet. Das ist also etwa 1000-mal länger! (Warum heißt das wohl ND1000 Filter?) Was nun passiert, ist sehr deutlich zu sehen, wenn man die Bilder oben und unten vergleicht. Das Wasser „verschmiert“ und sieht sehr weich. Es sind keine einzelnen Tropfen mehr zu erkennen und wenn man es in Worten ausdrücken würde: Auf dem oberen Bild stürzt oder fällt das Wasser hinab, auf dem unteren fließt oder gleitet es. Stellt man sich dazu jeweils die passenden Geräusche vor, dann hört man oben ein lautes Tosen und Brausen, während man unten nur ein leises Rauschen hört.

Ich denke, spätestens jetzt sollte jeder verstanden haben, was ein ND-Filter macht. Ich habe an dem Wasserfall natürlich nicht nur dieses eine Bild gemacht, sondern sehr viel herum experimentiert. Je nachdem wie man den Winkel und die eigene Position wählt, erscheint die Szenerie in unterschiedlichem Licht. Hier habe ich mich einfach mit in das Wasser gestellt (keine Sorge, das war höchstens knöcheltief ;-)). Dafür haben wir nun nicht mehr einen seitlichen, sondern den frontalen Blick auf den Wasserfall. Da der Hang nicht besonders steil ist, fächert sich das Wasser hier sehr breit auf und man hat zahlreiche kleinere Stufen, über die das Wasser fällt.

Ich möchte nochmal betonen, dass man dieses Schauspiel direkt vom Hotel aus sehen kann. Einfach mal kurz umdrehen und man sieht, wo wir untergekommen sind. Der linke der drei Balkone mit dem grünen Dach gehörte zu unserem Zimmer :-)

Aber gut, kommen wir zurück zu dem Wasserfall. Dass dieser und damit auch die Lodge Silverstone genannt werden, verwundert nicht wirklich. Die nassen, durch die Sonne glänzenden Steine schimmern sehr wohl silbern. 

Unterstützt durch die ND-Filter ergibt sich hier eine Szenerie, die die Zeit regelrecht stehen bleiben lässt. So fühlt man sich hier dann auch. Wir fotografieren hier bereits über eine Stunde ein und denselben Wasserfall. Langweilig geworden ist uns nicht. Und merken, wie die Zeit verstreicht, tut man auch nicht. Kein Wunder also, dass wir die Ruhe und Stille, die hier herrschen, gerne mit den langen Belichtungszeiten kombinieren. Die Hektik von stürzendem Wasser passt hier einfach nicht her. Auch sonst war Swaziland eine hervorragend entschleunigende Erfahrung und wir haben genug Energie für die nächsten Tage in St. Lucia getankt. Es wird also Zeit, uns auf den Weg zur nächsten Station zu machen. „Aber einmal umdrehen und ein weiteres Foto von hier machen, können wir doch sicherlich, oder?“ – „Na, klar!“.

Aber jetzt müssen wir wirklich weiter. St. Lucia’s Wasserwelt erwartet uns und wir sind gespannt darauf, was dort so auf uns wartet. Die größten Wildlife-Sightings müssten wir ja jetzt hinter uns haben, oder? Ob wir uns hiermit irren oder nicht – erfahrt im nächsten Bericht!