Der Rückweg von Swaziland zurück nach Südafrika gestaltet sich recht unspektakulär – oder eben sehr südafrikanisch. Erst durch die Stadt nach draußen wühlen und dann zwei Stunden geradeaus fahren. Das ist jetzt nicht sonderlich kompliziert. Umso amüsanter ist es dann, wenn man direkt hinter dem Grenzübergang durch einen Nationalpark fährt. Die Straße geht hier einfach mitten hindurch. Geprägt durch die letzten Tage halten wir natürlich auch hier wieder Ausschau nach wilden Tieren; wirklich etwas zu sehen gibt es aber nicht.
In St. Lucia angekommen stellen wir fest, dass wir zum ersten Mal während dieser Reise in einem echten Touristenort gelandet sind. An der Hauptstraße tummeln sich diverse Büros, die buchbare Ausflüge anbieten, Straßencafés und auch eine Menge kleinerer Restaurants, die gefüllt sind mit Menschen. In diesem Ausmaß haben wir Tourismus in Südafrika bisher nicht erlebt. Unserer Unterkünfte waren immer klein und familiär und auch die Städte und Straßen, die wir passiert haben, hatten eher Kleinstadtcharme und nicht den eines typischen Touristenortes. St. Lucia ist hier offenbar das Gegenteil. Nach ein paar Kreuzungen erreichen wir das Ziel unserer heutigen Tagesetappe.
Mit unserer Unterkunft bei Anna’s Bed and Breakfast haben wir dann aber doch noch einmal Glück. Diese ist, so wie wir es von den letzten Tagen schon gewohnt sind, erneut eine kleine familiäre Bleibe – einzig seltsam ist vielleicht, dass Anna’s B&B von Thea geführt wird ;-). Während wir darauf warten, dass Thea Zeit für unseren Check-In hat, ist eine andere Frau gerade damit beschäftigt, ihre morgigen Tour-Buchungen mit Thea zusammen zu planen. Es stellt sich heraus, dass ihre gewünschte Fahrt mit dem kleinen Boot wohl bereits ausgebucht (oder war es verschoben?) ist und nun der ganze Plan umgeworfen werden musste. Thea scheint hier aber bereits eine ganze Menge Geschick in der Organisation zu haben und telefoniert wild herum, um der Frau noch alle ihre Wunschtouren zu ermöglichen.
Nachdem Thea uns die Zimmerschlüssel überreicht und wir uns unseres Gepäcks entledigt haben, will sie auch von uns kurz wissen, was unsere Pläne für die nächsten Tage so sind. Laut unseren Buchungen und Vouchers von sa-travel haben wir morgen frei und sollen übermorgen vormittags in den Hluhluwe-Imfolozi Park und am Nachmittag mit dem kleinen Boot fahren. Thea ist überzeugt – dieser Plan ist zum Scheitern verurteilt. Beide Programmpunkte sind nicht am selben Tag schaffbar. Sie greift also kurzerhand zum Telefonhörer und bucht unsere Bootstour auf morgen vormittags um 11 Uhr um, damit wir beide Punkte auch wirklich in Ruhe genießen können. Zusätzlich lassen wir uns noch eine Runde Whale Watching buchen. Das ist zwar nicht der billigste Spaß, aber einmal Wale sehen, wenn wir schon an Südafrikas Küste sind, können wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Im Nachhinein betrachtet war dies der einzige Patzer, den sich sa-travel bei unserer Tour erlaubt hat. Keine Ahnung, ob das Programm normalerweise an einem Tag zu schaffen gewesen wäre. In unserem Fall hat Thea von Anna’s B&B aber dazu beigetragen, dass wir alle geplanten Programmpunkte auch tatsächlich wahrnehmen konnten. Denn auf der Rückfahrt vom Hluhluwe Nationalpark gab es vor uns auf der Straße natürlich einen Unfall, wir standen also im Stau und wären nicht rechtzeitig zurück in St. Lucia zur Abfahrt mit dem kleinen Boot gewesen.
Einen „Nachteil“ hatten diese ganzen Umbuchungen allerdings – wir hatten nun an jedem Tag in St. Lucia Programm und nur einzelne Stunden jeweils zur freien Verfügung. Unser geplanter Ruhetag hat sich damit leider verabschiedet. Dabei hat uns Thea doch empfohlen unbedingt in Eigenregie mal zu Cape Vidal zu fahren. Das ist erneut ein Nationalpark, der mit atemberaubender Kulisse und ungewohnter Fauna zu überzeugen weiß. Ein paar kleine Eindrücke kann ich euch hier ja bereits vorab geben, aber dieser Park ist definitiv einen eigenen Artikel wert.
Die Vegetation rund um St. Lucia ist genauso wie dieser Park von der hohen Luftfeuchtigkeit geprägt. Wir befinden uns hier zur Zeit des südafrikanischen Winters. Doch so nah am indischen Ozean ist die Luftfeuchtigkeit hier an der Küste im Allgemeinen sehr hoch. Dadurch findet man hier nicht wie zuvor im Krügerpark eine vertrocknete Gegend, sondern stattdessen eine Vielfalt von Pflanzen und eine fast schon tropisch anmutende Vegetation. Das sieht wirklich wunderbar schön aus und bietet hervorragende Fotokulissen. Aber stell dich darauf ein, dass du bei gleicher Temperatur dich vielmehr überhitzt fühlen willst. St. Lucia ist eine einzige große Sauna.
Die Feuchtigkeit in, um und bei St. Lucia gibt der ganzen Region sogar ihren Namen, der iSimangaliso Wetland Park.
Der Wetland Park rund um St. Lucia bietet unzählige Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Wie wir schon berichtet haben, eignet sich der Ort hervorragend für Walbeobachtung. Wir konnten die großartigen Tiere bereits auf unserer Fahrt nach Cape Vidal aus der Ferne sichten. Eine geführte Tour von einem erfahrenen Ranger ist jedoch nochmal etwas anderes.
Mit dem Schnellboot ging es hinaus. Ein Spruch über Funk. Wale wurden gesichtet. Wir drehen bei und lassen uns treiben. Und da sind sie. Mutter und Kind. Einfach beeindruckend (die ganze Geschichte findet ihr hier).
Eines der Dinge, die einen beim ersten Besuch von St. Lucia völlig irritieren können, sind die Warnung der Einheimischen, der B&B Besitzer und der Ranger: Sobald es dunkel ist, bewege dich draußen auf keinen Fall ohne Auto! Auch nicht nur für 100 Meter bis um die Ecke. Nimm immer das Auto. Warum fragst du dich jetzt? Ja, da waren wir zuerst auch irritiert. Da St. Lucia direkt im iSimangaliso Wetland Park liegt, liegt es auch innerhalb des natürlichen Lebensraums der Nilpferde. Auch wenn wir sie im Zoo und auch in St. Lucia meist nur im Wasser sehen, so kommen sie tatsächlich nachts an Land, um nach Nahrung zu suchen. Dabei legen die Tiere einiges an Strecke zurück und irren daher auch durch St. Lucias Straßen und verirren sich durchaus auch mal in die Gärten der Bewohner. Während sie sich dabei durch Autos nicht stören oder erschrecken lassen, werden Fußgänger als Gefahr angesehen. Zwar sind die Hippos Pflanzenfresser, dennoch haben sie für Rangkämpfe mit Artgenossen sowie zur Verteidigung recht gute Waffen dabei. Wir haben es bevorzugt, nicht mit diesen gewaltigen Zähnen Kontakt zu suchen.
Diesen Tipp hatten wir von Thea, unserer B&B Leiterin. Lasst es uns kurz fassen. Der Weg nach Cape Vidal ist einfach wundervoll. Unterwegs kann man immer wieder einzelne Schleifen unterschiedlicher Längen hinzufügen, um weg von der Hauptstraße und noch tiefer in die Natur zu kommen. Bilder sagen bekanntlich ja mehr als Tausend Worte.