Mein Beruf als Astrophysikerin bringt mich immer wieder an die interessantesten Orte auf unserem Planeten. Nachdem ich jetzt 2 Jahre an meiner Doktorarbeit an der Europäischen Südsternwarte gearbeitet habe durfte ich endlich auch zu den Teleskopen in Chile reisen. Dort haben wir verschiedene Arten von Teleskopen, mit denen man Licht in unterschiedlichen Wellenlängen anschauen kann. Manche davon sehen Licht, das wir auch mit unseren Augen wahrnehmen können und andere sind sensitiv für Licht, das wir mit unseren Augen gar nicht sehen können.
Diese Kakteen sind wirklich verdammt groß!
Das Dach der Kirche wurde aus Kaktusholz gebaut.
Nachdem wir die Kakteen hinter uns gelassen haben, gibt es nur noch kleine Büsche und sehr hartes Gras. Von dem ernähren sich die hier lebenden Esel und Vikunjas, die man leicht an den Hängen und sogar am Wegesrand entdecken kann. Etwas schwieriger zu finden sind da schon die kleinen Viscachas. Als ich frage, was das ist, bekomme ich folgende Erklärung: “Die haben einen Schwanz wie ein Eichhörnchen und sehen aus wie ein Stein mit einem Schnurrbart.” Nachdem ich sie in den Steinen entdeckt habe, muss ich sagen… die Beschreibung passt ziemlich gut.
Die Viscachas sehen wirklich aus wie ein Stein mit Schnurrbart und Eichhörnchenschwanz.
Ich dachte immer in einer Wüste ist es trocken. Wie du vielleicht gesehen hast waren wir auch schon in der Sahara und da war es wirklich unheimlich trocken. Dieser Teil der Atacama ist anders, es gibt wie du schon gesehen und gelesen hast Kakteen, Büsche und Gräser. In den Tälern gibt es sogar Bäume. San Pedro de Atacama ist eine Oase an einem Fluss. Ich war zwar im Juni in Chile, da Chile aber auf der Südhalbkugel liegt ist dort im Juni Winter und nicht wie bei uns Sommer. In San Pedro hatten wir trotzdem tagsüber angenehme 20 Grad. Auf 5100m über dem Meeresspiegel ist es allerdings auch bei Sonnenschein ziemlich kalt. Unser Thermometer im Auto zeigte Temperaturen unter dem Gefrierpunkt an. Dann liegt in der Wüste eben auch mal Schnee. Bei den teilweise recht starken Winden auf dem Hochplateau wird der Schnee dann auf kleine Berge zusammen geweht. Diese liegen auch manchmal auf den Straßen, dann müssen wir uns einen Weg bahnen.
Dann haben wir es geschafft, wir sind innerhalb von einer Stunde über 2500m aufgestiegen. Das klingt nicht nur nach viel, das ist auch verdammt viel. Bevor wir hier hoch fahren durften, mussten wir in Deutschland bei einem Arzt einen Höhentest absolvieren um sicherzustellen, dass wir fit genug sind für eine solche Erfahrung. Jeder weiß, dass mit zunehmender Höhe der Sauerstoffgehalt der Luft abnimmt und deswegen alles gleich viel anstrengender wird. Treppensteigen ist normalerweise ein Klacks, aber auf dieser Höhe schleicht man im Schneckentempo nach oben. Oben angekommen war zumindest ich wirklich völlig aus der Puste. Aber nicht nur die Fitness leidet, sondern auch das Gehirn. Klingt komisch, aber man ist auf dieser Höhe wirklich einfach ein bisschen blöde und ungeschickt. Als wir uns wieder auf den Weg nach unten machen wollten habe ich mein Teleobjektiv herunter geworfen. Es ist aus etwa einem Meter Höhe auf den Boden gefallen. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Die Linsen sind noch heil und die Bilder sind nach ersten schnellen Tests auch von gewohnt guter Qualität. Also solltest du auch mal auf so einer Höhe sein versuche alles idiotensicher zu machen ;-) Hast du auch schon mal so eine Erfahrung gemacht? Dann lass es mich doch in einem Kommentar wissen!
Warum ist es denn notwendig die Teleskope an einem solch extremen Ort zu bauen? Wie ich am Anfang beschrieben habe gibt es nicht nur das Licht, das wir mit unseren Augen sehen können. Unsere Atmosphäre verschluckt aber sehr viel von den Radio und Mikrowellen, die wir mit ALMA beobachten wollen. Besonders die Luftfeuchtigkeit macht dabei Probleme. Um also mit diesem Teleskop etwas sehen zu können, muss man an einen Ort mit sehr geringer Luftfeuchtigkeit gehen: also eine Wüste, die am besten sehr hoch in den Bergen liegt. Das Chajnantor Hochplateau ist also der ideale Ort für so ein spezielles Teleskop.
So etwas ähnliches gibt es auch in den französischen Alpen zu entdecken. Auf dem Plateau de Bure auf 2500m steht ein ähnliches Teleskop aus vielen Radioantennen. Es ist zwar viel kleiner als ALMA und hat nur 6 Antennen, ist aber dafür einfacher zu erreichen. Man kann sogar eine Führung zu den Antennen bekommen. Details dazu findest du hier (Leider nur auf Englisch oder Französisch)