Wer uns auf Instagram oder Facebook folgt, hat sicherlich schon das Bild aus dem botanischen Garten gesehen. Der Kaktus aus der Vogelperspektive. Damals war dies mein erster Ausflug, auf dem mein Sigma 10-20mm Ultraweitwinkel mit dabei war. Ich denke ihr kennt das ja auch. Mit dem neuen Objektiv müssen ganz schnell möglichst viele Fotos gemacht werden. Dabei probiert man natürlich auch so einiges aus. Mir hat speziell in der Kombination mit diesem Ultraweitwinkelobjektiv die Vogelperspektive gefallen. Ganz klassisch ist die Vogelperspektive ja ein Kandidat, um Überblick in einer Szene zu verschaffen. Durch einen hohen Kamerastandpunkt oberhalb der restlichen Szenerie wird dem Betrachter die Möglichkeit gegeben, die einzelnen Details im Kontext zu betrachten. Im Klartext: Größere Distanz zum Motiv, Blickrichtung nach unten und viel Kontext. Ein “normales” Beispiel für so eine Aufnahme ist das folgende Bild aus Venedig.
Schön deutlich zeigt sich hier der Vorteil der Perspektive. Durch die Aufnahme von oben sieht man eine Unmenge an Leuten. Die Menge der Leute wirkt natürlich noch einmal erdrückender, da der Betrachter sehen kann, wie gefüllt die Straße ist. Die hohen, engen Wände zwängen regelrecht die Touristenmassen zusammen. Hätte man dieselbe Szene zum Beispiel untenstehend auf Augenhöhe fotografiert, bekommt man eine ganze andere Aussage. Dann liegt der Fokus vielleicht auf einer kleinen Gruppe von Leuten oder einer bestimmten Aktion - nicht mehr aber dem Gesamteindruck. Prinzipiell könnte man daraus also schließen: Die Vogelperspektive ist zu empfehlen, um einen Überblick über die Szene zu vermitteln.
Dass aber auch etwas ganz anderes möglich ist, zeigt das Beitragsbild. Durch die Verwendung des Ultraweitwinkelobjektivs ist es möglich, sehr nah an ein Motiv heranzugehen und es dennoch vollständig zu erfassen. Das ist kein Makrofoto im herkömmlichen Sinne. Der Abstand zum Motiv ist noch viel zu groß. Allerdings vermittelt dieses Foto von oben aber auch nicht den Eindruck den Überblick über die Szene zu haben. Stattdessen wird hier mit der Verzeichnung gespielt. Der Kaktus wirkt noch größer, als er ohnehin schon ist. Ganz klar ist, die Aussagen der beiden Bilder sonst komplett unterschiedlich. Während in dem ersten Foto aus Venedig die Vogelperspektive den Eindruck von Gedränge und allgemeinem touristischen Stadttreiben unterstützt, hilft sie bei dem Foto unten den Kaktus von seiner Umgebung zu isolieren. “Auf Augenhöhe”, also in der Realität wohl eher auf Hüfthöhe, hätte man hier immer etwas hinter oder neben dem Kaktus im Bild gehabt. Die Isolation und Konzentration auf dieses Motiv wäre damit weniger gelungen.