Ist ein Supertele wirklich sinnvoll?

Veröffentlicht am 19. Juni 2017 • 5 Min. Lesezeit • 858 Wörter
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Ist ein Supertele wirklich sinnvoll?

Demnächst steht ja unsere Safari-Reise an und davor macht man sich natürlich Gedanken, wie man am besten die Gelegenheit nutzt, um viele tolle Fotos zu machen.

Ein guter Freund von uns ist schon lange begeisterter Wildlife-Fotograf und hat nach einem kurzen Gespräch gemeint, dass mein 70-200mm für ernsthafte Wildlife Bilder nicht reichen wird. Also habe ich mich schlau gemacht, welche Alternativen es speziell für mich gibt. 

Überlegung 1: Sigma 50-500mm f/4.5-6.3, riesiger Brennweitenbereich und damit sehr flexibel Überlegung 2: Pentax 150-450mm f/4.5-5.6, teurer, schwerer, schärfer Überlegung 3: vorhandenes Tamron 70-200mm f/2.8 mit 2x Telekonverter, billig, leicht

Relativ schnell war klar, dass das Pentax-eigene Objektiv für mich nicht in Frage kommt. 2200€ sind einfach zu viel. Ich weiß doch nicht einmal, ob ich das Projekt Wildlife-Fotografie auch langfristig noch verfolge. Überlegung 3 klingt so sehr nach geringer Qualität, dass es auch eigentlich nicht wirklich in Frage kommt. Auf der anderen Seite habe ich meine Lobeshymne über das Tamron bereits abgegeben und bin nach wie vor von dem Objektiv überzeugt. Und die Blende von f2.8 verspricht ja durchaus, dass der Verlust von 2 Blenden durch den Konverter nur bedingt schlimm ist. Nichtsdestotrotz habe ich mich vorläufig für die Variante 1 entschieden. Seit drei Tagen habe ich das Objektiv nun hier und versuche es auf Herz und Nieren zu prüfen. Daher meine allerersten Eindrücke:

- Gewicht: Das Sigma wiegt knapp 2kg, zusammen mit meiner Pentax K-3 also etwa 3kg. Das klingt erstmal sehr viel. Nachdem ich am Samstag nicht topfit den halben Tag durch den Zoo gelaufen bin und nun noch zwei Abende jeweils eine gute Stunde spazieren war, kann ich nur sagen, dank des zweiten Tragegurts ist das Gewicht beim Transport kein großes Problem. Ein Gurt an der Kamera, der andere dem Objektiv. Die Gurte über beide(!) Schultern und schon trägt sich das Kit wie ein Rucksack (unbedingt die Gurtlängen passend einstellen). Und wer war schonmal wandern? 2 Flaschen Wasser (1.5l) sind bei langen Touren durchaus normal, oder? Gut, die wiegen auch 3kg und halten euch ja auch nicht von der Wanderung ab. Klar wiegt das Gespann mehr als sonst, aber es ist auch nicht das Bundeswehrgepäck mit 20kg+.

Ein größeres Problem ist das Gewicht beim Fotografieren selbst. Gerade bei maximaler Brennweite muss letztendlich ein Arm fast das gesamte Gewicht tragen und still(!) halten. Die andere Hand bedient schließlich die Kamera. Wer dann bei eh schon langer Brennweite auch nur leicht zittert, wird ganz schnell unscharfe Bilder bekommen. Hier ist sicher ein wenig Übung von Nöten, um sich an diese Belastung zu gewöhnen. Andererseits sind starke Arme ja nun auch nichts grundsätzlich schlechtes ;-) - Schärfe: Heute Nachmittag wollte ich es dann doch nochmal ganz genau wissen, und habe das Sigma gegen mein Tamron antreten lassen. Das Sigma auf 500mm, das Tamron auf 200mm. Beides Blende 8 bei 1/400s und ISO 1600. Kamera auf Stativ und jeweils das gleiche Motiv fotografiert. Anschließend habe ich das Bild vom Tamron soweit vergrößert, dass es den 500mm vom Sigma entspricht, und die beiden Bilder übereinander gelegt. Oben rechts das Tamron, unten links das Sigma. < image class=“alignnone size-full wp-image-1067” src=“https://sensingtheworldphoto.files.wordpress.com/2017/06/tele-vergleich-blog.jpg" alt=“tele-vergleich-blog.jpg” width=“6016” height=“4000”>

Hier lernen wir nun gleich einige Details. Im roten Kasten sieht man deutlich, dass die Schärfe bei dem Sigma wider Erwarten dann doch besser ist. Bei so starker Vergrößerung helfen auch die 24MP der K3 nicht mehr, da ist mehr Brennweite einfach besser. Im grünen Kasten (links oben) sieht man zudem, dass durch das Vergrößern des Bildausschnitts das Rauschen viel auffälliger sichtbar ist - auch nicht gut. Und zu guter Letzt: das Bokeh. Ihr solltet bereits wissen, dass größere Brennweite auch gleichzeitig geringere Tiefenschärfe bedeutet. Dies wird deutlich im blauen Kasten. Mehr Brennweite holt eben nicht einfach nur das Motiv näher an euch heran, es ändert auch die gesamte Wiedergabe! Und das ist hier eigentlich sehr wichtig. Bei TierPORTRAITS will ich natürlich genauso ein schönes Bokeh haben wie bei Portraits von Menschen. Der klare Sieger ist nach meinem 5 Minuten Test nun offensichtlich das Sigma. Das hat mich ehrlich gesagt selbst überrascht. Ich muss gestehen, dass ich die beiden Bilder mit nur jeweils einem einzigen Versuch aufgenommen habe. Das ganze ist also kein hochwissenschaftlicher Test sondern fasst vielmehr meine “Erfahrungen” der ersten 3 Tage zusammen. Vielleicht habe ich an dem Tamron versehentlich gewackelt beim Auslösen. Das könnte die mangelnde Schärfe erklären. Die Punkte Rauschen und Tiefenschärfe sind aber allgemeingültig. Für mich steht daher fest: Für die Safari-Reise werde ich das Sigma 50-500 behalten.

< image class=“alignnone size-full wp-image-1079” src=“https://sensingtheworldphoto.files.wordpress.com/2017/06/2017-06-18-19-25-44-valentinspark-9349.jpg" alt=“2017-06-18 19-25-44 Valentinspark 9349.jpg” width=“6016” height=“3297”> - Der Preis ist - meiner Meinung nach - gemessen an dem, was man geboten bekommt, völlig fair. Das Teil ist hinreichend scharf (wenn auch bestimmt nicht das schärfste Objektiv in meinem Schrank), hat einen enormen Brennweitenbereich, der einen in keine Richtung einschränkt und hat einen HSM Autofokus. Für Wildlife schätze ich das von Vorteil, wenn man nicht den Pentax-typischen Akkuschrauber-Autofokusmotor hört. - Um jetzt noch gute Fotos zu machen, empfiehlt sich etwas Übung. Meine ersten Versuche verlaufen zwar stellenweise ganz schön holprig, aber ich denke bis zur Reise wird das klappen.

< image class=“alignnone size-full wp-image-1074” src=“https://sensingtheworldphoto.files.wordpress.com/2017/06/2017-06-19-19-03-09-ush-natur-9407.jpg" alt=“2017-06-19 19-03-09 USH Natur 9407.jpg” width=“4855” height=“3228”>