Anne und ich stehen zum Aufbruch bereit neben unserem Safari-Jeep. Nachdem wir gestern hinten im Auto saßen, haben wir uns heute bemüht, früher da zu sein und uns Plätze vorne zu sichern. Das hat schonmal geklappt. Alle Kameras dabei? DSLR-Bolide mit Utraltele – check, Ersatzakkus – check, Geotagger – check, Zweitkamera mit Weitwinkel – check, Ersatzakkus – check. Sch**** haben wir viel Zeug dabei, was tut man nicht alles für gute Fotos. Kamera einschalten. Technik passt noch. Genug Platz auf der Speicherkarte? Knapp 1000 Bilder auf jeder Kamera möglich – sollte reichen. DJ lässt den Motor an. Die Bremse quietscht, als er die Handbremse löst. Das Getriebe des Safari-Jeeps quittiert deutlich, der erste Gang ist drin. Los geht es.
Wir fahren durch dichtes Buschwerk, im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein – und eine unzählbare Menge an Schlaglöchern. Die Büsche hier in der Savannen-ähnlichen Landschaft sind wirklich interessant anzuschauen. Ein Busch steht meistens einzeln. Rundherum fünf Meter nur Gras und abgestorbene Äste. Dann der nächste Busch. Alles grau, rot und braun. Im Winter ist diese Gegend eine wirklich karge Landschaft.
Es holpert und rumpelt immer wieder. Das Auto hat Allradantrieb – nicht ohne Grund. Wir fahren schließlich über Feldwege, die manchmal nichtmal diesen Namen wirklich verdient haben. Es würde mich nicht wundern, wenn hier der eine oder andere nicht schon seekrank geworden ist, wie das hier schaukelt.Die Minuten vergehen. Relativ kühler Fahrtwind weht um die Ohren. Es lassen sich keine Tiere sehen. Es ist bewölkt. Das Licht ist also recht flau und flach. DJ meint, dass dies optimales Wetter ist, um nochmal die Hippos zu besuchen. Die vertragen nämlich nicht zu viel Sonnenlicht und kommen bei solchem Wetter daher eher mal aus dem Wasser. Wir halten also wieder auf die gleiche Wasserstelle zu.
Von Weitem ist bereits wieder unser Freund zu sehen – das Krokodil. Bei dem Wetter allerdings kein atemberaubendes Foto. Es fehlt an besonderen Highlights.
Nichtsdestotrotz ist das doch ein guter Start in den Tag. Die Hippos sind natürlich – so wie es das Glück nun mal will – natürlich doch im Wasser und natürlich auch viel weiter weg als gestern. Absolut keine lohnenswerte Situation. In meinem Kopf rattert es. Das Bild ist langweilig, das Licht ist langweilig. Die Tiere sind weiter weg. Die Bildqualität leidet also noch mehr. Am Ende muss ich alle Bilder sichten und bearbeiten. Ich entschließe mich, diesen Moment auszulassen und mache kein Foto von den Hippos. Die Reise ist noch lang. Es wird sicher noch bessere Gelegenheiten geben. Stattdessen geht es weiter. Viele Tiere bekommen wir unterwegs nicht zu sehen. Genau genommen: Gar keins. Aber genau so ist das eben, wenn man mit einer Gruppe von 6 Leuten durch den Busch fährt, um Tiere zu sehen. Die Tiere stehen hier nicht in Gehegen, die ausgeschildert sind. Eigentlich fährt man nur willkürlich durch die Gegend und hofft, dass man unterwegs irgendetwas sieht. Die einzige Hilfe hier ist unser Guide, der sich natürlich super auskennt und die Lieblingsplätze der Tiere kennt. Dennoch heißt das natürlich nicht, dass die immer dort sind. Es bleibt eine reine Glückssache. Wenn man sich die Touren auf der Karte anschaut, stellt man schnell fest, dass es hier eine unglaubliche Anzahl von kleinen Wegen gibt. Die Orientierung dabei zu behalten, Hut ab! Dabei habe ich nie mitbekommen, dass unsere Guides irgendeine Karte oder gar ein GPS-Gerät benutzt hätten. Stattdessen gab es über Funk Absprachen in der Form „Von der Hauptstraße weiter zur Lodge; an der Kreuzung mit dem Baum rechts, weiter zum Damm“ und so weiter. Daher ein ganz großes Lob an unsere Guides, der Job war spitze!Die Karte mit allen unseren Game Drives könnt ihr euch auch im Detail auf Google Maps anschauen. Entschuldigt die fehlenden Anfahrten teilweise. Am Anfang lag mein Fokus immer darauf, die beiden Kameras startklar zu machen und alle notwendigen Einstellungen vorzunehmen. Dann kann ich mich später mehr auf die Motive und das eigentliche Fotografieren konzentrieren und muss nicht mehr mit Blende, ISO, Weißabgleich und Fokus kämpfen. In der Hektik habe ich leider fast immer vergessen, rechtzeitig die GPS-Aufzeichnung an meiner Garmin Fenix 3 HR zu starten.Nun, ich schweife ab. Lasst uns weiterfahren. Es gab wie gesagt unterwegs nicht viel zu sehen. DJ bringt uns also wieder zu den Löwen. Solange die Giraffe nicht vollständig aufgegessen ist, ist das Rudel sicherlich noch dort. Falls doch nicht, sind vermutlich schon die ersten Aasesser dort zu finden. Die Büsche kommen mir bereits bekannt vor, an denen wir vorbeifahren. Da vorn rechts hinter dem Baum waren sie, oder? Wir fahren um die Kurve, passieren den Baum. Keine Löwen. Doch nicht hier? Ach, genau. Das ging da vorne erst noch geradeaus und da hinten hinter der Baumgruppe. Richtig! Wir fahren weiter, passieren die Baumgruppe. Ich sehe keine Löwen. Herrgottnochmal, das gibt es doch gar nicht! Wie zum Henker, soll man sich hier denn orientieren?!
Doch dann, gefühlte zwanzig Bäume an einer Kurver und exponiert stehende Baumgruppen später: Ein Atmen ist in der Nähe zu hören. DJ geht vom Gas und wir rollen den Weg ans Ende. Der Motor ist bereits aus, nur der Leerlauf hält den Wagen am Rollen. Durch die Sträucher sind sie schon zu erahnen. Wir rollen weiter und werden Zeugen, wie die Löwen ihr Frühstück (um 11 Uhr – vielleicht eher Brunch?) genießen.
Doof, dass hier der Ast im Bild ist. Und allgemein sind zwar Löwen zu sehen – ein schönes Foto ist es aber noch nicht. Weiterprobieren ist also angesagt. Mit etwas mehr Brennweite vielleicht ein einzelnes Tier rauspicken.Den Fokus auf die Augen richten, den Blick einfangen. Jetzt ist es besser. Aber da geht noch mehr, oder? In Der Blick habe ich ausführlich erklärt, dass es wichtig ist, den richtigen Moment einzufangen, um auch bei Tieren den besten Gesichtsausdruck zu bekommen. Ich fotografiere also im Serienmodus, maximale Geschwindigkeit. Das sind 8.3 Bilder pro Sekunde bei mir. Anders ausgedrückt – wenn ich den Auslöser 3 Sekunden gedrückt halte, sind das 25 Bilder zum Sichten und Bearbeiten. Ich sage euch, das wird eine Riesenarbeit. Dort, einer der Löwen schaut uns direkt an. Ich glaube, er faucht auch gleich. Na, dann, was haben wir gelernt? Draufhalten und den Moment abpassen. Nach der Serie zeigt mir meine Kamera immer schonmal die Vorschauansicht aller Einzelaufnahmen nacheinander an. Das erste Bild.
Mist, zu weit oben angeschnitten. Und der Moment stimmt auch nicht. Das sieht eher aus wie ein Grinsen. Das nächste Bild ist nicht viel besser, aber der Ausschnitt passt jetzt. Die nächsten zwei haben sich noch nicht wirklich verändert. Doch dann, auf Bild 5, ändert sich schlagartig der Gesichtsausdruck. Aggression kommt zum Vorschein. Dafür stimmt hier die Schärfe nicht. Innerlich verfluche ich das Objektiv. Ich hätte vielleicht doch das 2500€ teure von Pentax nehmen sollen.Doch dann, beim nächsten (und damit letzten) Bild der Serie, passt alles. Das Gesicht des Löwen zeigt pure Aggression, der Fokus passt, der Schnitt passt. Selbst der Zweig vor ihm, passt nun ins Bild. War er noch zuvor langweiliges, störendes Beiwerk, vermittelt er jetzt unsere beobachtende Position und unterstützt die Dramatik der Szene.Ich schaue von der Kamera wieder hoch und erinnere mich daran, dass die Löwen nur etwa 10 Meter von uns entfernt sind. Hätten wir nicht einen erfahrenen Ranger bei uns, würde ich dringend eine Flucht vorschlagen. DJ versichert uns – alles halb so wild. Die Löwen streiten sich untereinander um die Rangfolge beim Fressen. An uns sind sie nicht interessiert. Wir gehen ja auch nicht einkaufen und kochen, wenn vor uns ein gedeckter Tisch steht. Nicht alle von den Löwen sind so mies gelaunt, wie unser Freund oben. Andere schauen eher müde drein. Dennoch sind sie damit natürlich genauso fotogen.
„Hat jeder genug Fotos gemacht?“, fragt DJ. Anne und ich antworten brav mit ja. Stimmt aber eigentlich nicht. Das könnte ich den ganzen Tag lang machen und es würden immer wieder tolle Fotos entstehen. Allerdings wollen wir auch andere Tiere fotografieren. Also geht es weiter. Wieder wild durch den Busch. Wieder habe ich nach 2 Kurven und einer Abzweigung keinerlei Idee mehr, in welche Himmelsrichtung geschweige denn wohin genau wir fahren. Die Zeit verstreicht und wir sind schon fast 2 Stunden unterwegs. Der Game Drive nähert sich mit ca. 3 Stunden also schon dem Ende. DJ erhält über Funk neue Informationen in Afrikaans. Keine Ahnung also, wohin die Reise geht.
Bis wir vor Elefanten zum Stehen kommen. Ok. Die sind also dann doch echt groß! DJ bringt uns wieder sehr nah an das Geschehen ran. Alle fotografieren die beiden fressenden Elefanten vor uns, während keiner bemerkt, dass sich die Mutter der Herde von hinten unserem Jeep nähert.
Gut, dass unser Auto so geländegängig ist. DJ setzt einfach vorwärts über ein paar Büsche und wir sind nicht länger zwischen den Tieren. Alle sind wieder völlig entspannt. Wir versuchen wieder, die Tiere im besten Licht einzufangen. Gar nicht immer so einfach. Ein grauer Elefant vor grauen Büschen sieht nämlich ziemlich langweilig aus.Gut, wenn das Motiv nicht richtig gefallen mag, probieren wir was anderes. Irgendein gutes Foto muss ich ja hinbekommen. Perspektive ändert oft ja alles. So auch hier.Kaum zu glauben, dass wir fast schon in Rüsselreichweite zu diesen Tieren hier sitzen und unsere Fotos machen. Das Foto ist mit meinem Weitwinkel gemacht. Das verzerrt etwas die Größenverhältnisse. Der Elefant ist deutlich höher gewachsen als wir auf unserem Safari-Jeep. Und der ist eh schon höher als jedes normale Auto. Es müssen ja diverse Äste und auch Büsche unten drunter durchpassen.Nach dieser wirklich tollen Elefantensichtung begeben wir uns also auf den Rückweg zur Lodge. Ich gehe schon fast davon aus, dass es keine spannenden Sichtungen mehr geben wird in dieser Fahrt. Die längeren Strecken waren vorhin ja auch eher ergebnislos. Doch auch der Weg hat für das geschulte Auge etwas zu bieten. Man muss eben nur gut aufpassen. Schaut man zum Beispiel in die Baumkronen, kann man hin und wieder Affen entdecken.Einige Meter weiter haben wir doch noch eine Sichtung. Zebras stehen am Wegesrand. Das sind wirklich nette Tiere. Vielleicht etwas schreckhaft, ansonsten aber super zutraulich und auch nicht bedrohlich. Stattdessen posieren sie regelrecht für die Kamera.Alle sind angetan von dem Muster und der Szene, dennoch geht es zügig wieder weiter. Es scheint als wollte die Natur unsere Ausdauer noch einmal belohnen. Nachdem wir am Morgen fast keine Tiere zu sehen bekommen haben, können wir nun gleich zwei Kurven später wieder anhalten. Wasserböcke stehen links am Rand. Echt lustige zottelige Tiere. Und die gucken immer so unschuldig! Gut, dass wir das vorher schon geübt hatten mit den Wildlife-Fotos. Es macht einfach (Achtung: Wortwitz!) tierischen Spaß den Charakter der Models für die Ewigkeit festzuhalten.Damit nähert sich unser Game Drive am Morgen dann doch wirklich dem Ende. Wir stehen schon fast wieder vor der Lodge, als ein anderer Gast Giraffen entdeckt. Die Natur meint es jetzt aber wirklich gut mit uns. DJ dreht also eine Ehrenrunde für die Giraffen und wir können diese riesigen Langhalstiere noch aus gebührender Entfernung bewundern. Leider sind die Giraffen etwas scheuer als die Zebras und lassen uns nicht ganz so nah heran. Einen Blick zu uns wagen sie dennoch.Wir sind aber anscheinend nicht interessant genug für so ein großes Tier. Da widmet man sich natürlich wieder dem Essen. Es ist ja auch schon fast 12 Uhr.Kurz bevor wir uns auf den Rückweg machen, ziehen auch die Giraffen wieder weiter und der Busch kehrt wieder zurück zu seiner Kargheit und Stille.Für uns ist damit ein 3-stündiger Game Drive zu Ende und wir haben Unmengen an Fotos gemacht. Bis zum Mittagessen ist es nur eine halbe Stunde. Danach aber haben wir Zeit ein paar Bilder anzugucken und vielleicht auch mal einen Blogartikel zu schreiben. Es gibt einfach so viel zu berichten, dass wir vermutlich mehr Zeit für die Berichte als für die Erlebnisse selbst brauchen werden.
Und… falls ihr geglaubt habt, dass ich in diesem Bericht bereits alle Erlebnisse aus den drei Stunden zusammengefasst habe – ihr irrt. Ein paar Highlights und vor allem noch mehr Fahrten durch das Tshukudu Game Reserve gibt es noch und diese folgen bestimmt. Wenn ihr euch die Zeit genommen habt, den Bericht bis hierhin zu lesen, freue ich mich, wenn ihr kurz eure Meinung zu den Bildern und den Erlebnissen in den Kommentaren mit uns teilt. Dann wird auch der nächste Bericht mit Sicherheit genauso spannend und ausführlich. Wer ihn nicht verpassen will, abonniert am besten gleich den Blog.