The Land of Maybe

Veröffentlicht am 6. August 2020 • 3 Min. Lesezeit • 627 Wörter
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The Land of Maybe

Wir hatten im Vorfeld schon von vielen vorher Gereisten gelesen, dass die Färöer oft auch als „The Land of Maybe“ bezeichnet werden. Also das Land des Vielleichts. So langsam fällt auch bei uns nun der Groschen wie man dazu kommt. Nachdem der Wetterbericht für heute eigentlich Sonnenschein vorsah, haben wir beim Frühstück vor dem Fenster ausschließlich dichten Nebel wiedergefunden. Vielleicht hat auch jemand Tórshavn über Nacht abgerissen und eine weiße Fläche stattdessen dort hingelegt. Falls das nicht stimmt, ist es aber einfach dicker, dichter Nebel. Nun gut. Planänderung. Mal wieder. Unseren Mykines Ausflug haben wir ja erst drei Mal verschoben und mittlerweile ist die Hoffnung für den vierten Versuch auch dahin. Die Vestmanna Bootstour wurde ja nur einmal verschoben. An der Rezeption haben wir kurz nach Ratschlägen für Wanderungen bei diesem unklaren Wetter gefragt. Nach einem kritischen Blick nach draußen war man aber auch ratlos. Einzige Erkenntnis: Vom Hotel loswandern würde man nicht empfehlen — wegen des Nebels. Wir könnten mal in Richtung Norden fahren. „Vielleicht“ ist dort das Wetter besser. Oh man. Planen kann man hier echt voll vergessen. Also geht es auf in Richtung nördlichste Siedlung und Wanderung auf den Färöern. Keine Ahnung, ob das jetzt so gemeint war, aber wir machen einfach mal. Wir sehen ja unterwegs, ob das Wetter besser wird und schauen dann einfach, was wir „vielleicht“ noch machen können.

Wir passieren also wieder schon altbekannte Orte „Klaksvík“, das war das mit dem Klakkur, und noch viele kleine Dörfer mehr. Wofür hier die Mietwagenfirmen ein Navi anbieten verstehe ich nicht so ganz. Nach 2 Fahrten kennt man eigentlich alle Straßen. Es gibt zwar ein erstaunlich langes Straßennetz, viele Kreuzungen oder Gabelungen hat es allerdings nicht. Im Wesentlichen kann man auf der einen Strecke Richtung Westen nach Vágar fahren, oder auf der anderen nach Süden nach Tórshavn und Norden nach Klaksvík. Das kann ich mir auch ohne Navi noch merken — außerdem steht es auch dran ;-).

Nach einem Unterseetunnel, einigen kleinen Tunneln und zwei einspurigen Tunneln kommen wir letztendlich in Viðareiði an, dem nördlichsten Ort der Färöer. Hier leben erstaunlicherweise doch noch 347 Leute. Da haben wir hier auch schon deutlich kleinere Orte gesehen. Aber es ist auch klar warum. Bei schönem Sonnenschein liegt ein wirklich tolles Tal vor uns, das ruhiger und gemütlicher nicht sein könnte.

Unsere Empfangsdame hat uns als Wanderkriterium mit auf den Weg gegeben, dass wir nur loslaufen sollen, wenn der Gipfel sichtbar ist. Und…

Juhu, ja, wir sehen ihn! Also auf geht es direkt hoch zum Villingadalsfjall mit seinen 844 Metern über dem Meeresspiegel. Der Weg ist zuerst matschig über eine Wiese, danach steil durch ein Geröllfeld über die Westseite nach oben.

Mit steil meine ich hier wirklich steil. Laut Strava waren es im Schnitt 20% Steigung mit Spitzen von fast 50%. Aus unbekannten Gründen haben die Färöer anscheinend noch nichts von Serpentinen gehört und haben den Weg einfach gerade den Hang hoch vorgegeben. Kein Wunder, dass die meisten Wanderer sich eigene Pfade suchen und einige Kehren einbauen. Ohne diese wäre der Aufstieg eine Tortur.

Etwa auf halber Höhe müssen wir leider feststellen, dass mittlerweile Wolken am Gipfel aufgezogen sind. Bis zu den ersten Wolken ist es aber noch ein Stück. Und so schnell, wie das Wetter sich hier ändert, ist es „vielleicht“ in 5 Minuten ja auch wieder klar.

Auf einem Plateau vielleicht 50 Meter unterhalb des Gipfels sind wir dann endlich hoch genug, dass wir die umliegenden Bergketten überschauen können und tolle Aussichten auf die Gegend, das Meer und Viðareiði im Tal bekommen. Die Wolken sind zwar zwischenzeitlich höher gezogen, kommen aber nun wieder tiefer runter. Entsprechend geht es geschwind an den Abstieg. Und für einen guten Färöer Tag fehlt ja noch der Regen. Den gibt es auch bald. Gerade rechtzeitig sind wir am Auto.