El Tatio Geysire am Morgen

Veröffentlicht am 31. Oktober 2020 • 4 Min. Lesezeit • 810 Wörter
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El Tatio Geysire am Morgen

Der Wecker klingelt mal wieder extrem früh. Es ist 4:30 und in der nicht besonders gut isolierten Unterkunft ist es über Nacht verdammt kalt geworden. Ich hätte wohl doch besser die Heizung anlassen sollen. Brrrrr… Gut, da musst du jetzt durch! Schließlich wollen wir zum Sonnenaufgang bei den Geysiren sein.  Wenn ich so früh raus muss, lege ich mir am Abend davor schon alles zurecht, was ich am nächsten Tag brauchen werde. Das spart Zeit und stellt sicher, dass ich nicht in der morgendlichen Müdigkeit etwas Wichtiges vergesse. Alles gepackt holt mich das Expeditionsgefährt am Eingang des Hotels ab. Jetzt heißt es erstmal Sitz zurücklehnen, gut zudecken und dösen, die Fahrt dauert nämlich etwa 2 Stunden. Die schlafe ich auch ziemlich durch, da mich Kälte immer sehr müde macht. So vergeht die Fahrt also wie im Flug und wir sind kurz vor Sonnenaufgang am Geothermal Feld El Tatio Geysire angekommen. Die Stimmung ist sehr unwirtlich. Ich weiß, dass wir uns auf gut 4000 m in den chilenischen Anden befinden, aber es sieht aus, als wären wir in einem gigantischen Dampfbad.

Warum habe ich meine Skihose nicht an?!?!  So früh am morgen und so weit oben ist es wirklich verdammt kalt! Ich habe zwar eine Strumpfhose, dicke Socken, eine dicke Wanderhose, mehrere Schichten aus Pulli, Fleecejacke und Anorak an, aber ich friere trotzdem ganz schön. In Deutschland hat es jetzt wahrscheinlich 30 Grad… Brrrr… Tagsüber war es bei ALMA und APEX auf 5100 m nicht so kalt. Aber nachts und früh morgens ist es noch viel kälter. Merke für den nächsten Besuch: Skihose nicht nur in den Koffer packen, sondern auch anziehen.

Baby Geysire

Die erste Station sind die Babygeysire. Wir wandern durch eine Reihe von winzig kleinen Geysiren durch dichten Nebel. Überall zischt, brodelt und blubbert es leise vor sich hin. Da auch alle anderen Besucher noch ziemlich müde und deswegen ganz leise sind, ergibt das eine fantastische Stimmung. Wir können sogar sehen, wie schnell sich diese Region verändert. Wir hören unserer Führerin zu, als ich auf einmal merke, wie meine gefrorenen Füße wieder auftauen. Ich stehe auf einem noch ungeborenen Geysir. Der Boden ist schon ganz warm, aber zu sehen ist noch nichts. Ein paar Schritte weiter dampft es bereits schwach aus dem Boden und noch etwas weiter hat sich ein neuer Geysir bereits geöffnet. Diese Entwicklung ist zwar sehr langsam, aber in ein paar Jahren wird da, wo ich gerade meine Füße wärme, ein kleiner Geysir sein.

Wer etwas erleben will muss ein bisschen leiden. * Ich erwähnte ja bereits, dass ich ganz schön durchgefroren war. Vor allem weil ich aus Deutschland die sommerlichen Temperaturen gewöhnt war. Auf der Südhalbkugel ist in unserem Sommer… genau: Winter. Diese Kälte hat aber auch etwas Gutes. Der Unterschied zwischen der Wassertemperatur und Lufttemperatur ist dann besonders groß. Es bildet sich also besonders viel Nebel und die Stimmung ist besonders imposant. Nichts für Weicheier, aber Entdecker halten das schon mal aus. Außerdem schmeckt dann der Kaffee und die Pfannkuchen noch viel besser.*

Die großen Geysire

Langsam steigt die Sonne auf und blitzt über die Bergkette, die uns umgibt. Es wird Zeit die großen Geysire anzuschauen. Wer jetzt an die großen Geysire in Island, oder im Yellowstone Nationalpark denkt, der liegt falsch. So groß sind die Geysire hier nicht. Allerdings sind es wirklich viele und es handelt sich dabei um das größte Geysir-Feld auf der Südhalbkugel und das drittgrößte der Welt. Die Geysire machen so viel Nebel, dass man manchmal völlig die Orientierung verlieren könnte. Es gibt aber überall gut sichtbare Absperrungen und Markierungen, sodass man den sicheren Weg nicht aus Versehen verlassen kann. Außerdem sind auch überall Wachleute postiert, die aufpassen, dass niemand Dummheiten anstellt.

Auf meinem Spaziergang entdecke ich periodisch ausbrechende Geysire, ständig brodelnde heiße Quellen und dampfende Flüsse. Hier wird mir jetzt schon so warm, dass ich meine Jacke aufmachen muss.

Es gibt auch die Möglichkeit in einem Becken im heißen Wasser zu baden, das ist mir dann aber doch zu kalt! Aber auch die Tiere wissen, dass es hier warm ist. Während meines Aufenthalts sehe ich viele Vikunjas in der Nähe der heißen Quellen. Die wollten sich bestimmt auch mal aufwärmen.

Frühstück!

So ein morgendlicher Spaziergang bei diesen Temperaturen macht wirklich hungrig. Das Expeditionsfahrzeug, mit dem ich unterwegs bin hat einen eingebauten Grill, auf dem bereits heißer Kaffee und Pfannkuchen zubereitet wurden. Außerdem gibt es noch belegtes Toast und Obst. Das schmeckt jetzt wirklich fantastisch!

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Stopp in Machuca einem kleinen Dorf, in dem man einen Einblick in das Leben der Einheimischen bekommen kann. Vor allem lohnenswert ist ein gegrillter Llamafleisch Spieß als 2. Frühstück.

Alles in allem ist der Ausflug zu den Geysiren am Rande des El Tatio Vulkans absolut empfehlenswert. Man muss zwar sehr früh aufstehen, aber man wird dafür reich belohnt mit einem unvergesslichen Anblick der Wunder unserer Natur.